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ihbv:maintenance_2018:infos_timber:timber [2018/11/15 10:07]
Alexandra Thiel [Oberflächenqualität von Holz]
ihbv:maintenance_2018:infos_timber:timber [2018/11/19 15:15]
Alexandra Thiel [Brettschichtholz (BSH)]
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 ===== Einleitung ===== ===== Einleitung =====
  
-Holz ist ein natürlich ​gewachsener und nachhaltig nutzbarer Roh- und Werkstoff, der auf Grund seiner Eigenschaften in vielfältiger ​Weise im Bauwesen Verwendung findet. Neben dem Einsatz als lastabtragendes ​stabförmiges ​Produkt in Form von geraden oder gekrümmten ​Bauteilen kann für die Herstellung von (Holz-) Bauwerken auf eine umfangreiche Palette an plattenförmigen ​Produkten ​für tragende, aussteifende oder raumabschließende Zwecke ​zurückgegriffen ​werden. ​Diesbezüglich ​besonders hervorzuheben ist der Baustoff Brettsperrholz,​ welcher in den vergangenen Jahren ​verstärkt ​Eingang in den klassischen Ingenieurholzbau fand und die sogenannte Holz-Massivbauweise ​prägend ​beeinflusst hat.+Holz ist ein natürlich ​gewachsener und nachhaltig nutzbarer Roh- und Werkstoff, der auf Grund seiner Eigenschaften in vielfältiger ​Weise im Bauwesen Verwendung findet. Neben dem Einsatz als lastabtragendes ​stabförmiges ​Produkt in Form von geraden oder gekrümmten ​Bauteilen kann für die Herstellung von (Holz-) Bauwerken auf eine umfangreiche Palette an plattenförmigen ​Produkten ​für tragende, aussteifende oder raumabschließende Zwecke ​zurückgegriffen ​werden. ​Diesbezüglich ​besonders hervorzuheben ist der Baustoff Brettsperrholz,​ welcher in den vergangenen Jahren ​verstärkt ​Eingang in den klassischen Ingenieurholzbau fand und die sogenannte Holz-Massivbauweise ​prägend ​beeinflusst hat.
  
 ===== Allgemeine Eigenschaften von Holz ===== ===== Allgemeine Eigenschaften von Holz =====
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 ==== Struktureller Aufbau und Optik ==== ==== Struktureller Aufbau und Optik ====
  
-Holz ist ein natürlich ​gewachsenes,​ aus organischen Bestandteilen aufgebautes Material. Es weist daher keine einheitliche (homogene) Struktur auf. Dies führt ​zu der, für dieses Material typischen und von vielen Personen als angenehm empfundenen,​ Erscheinungsform,​ welche durch das Auftreten von Wuchsmerkmalen,​ wie z. B. Ästen, Harzgallen, Bereiche unterschiedlicher Farbgebung der Oberfläche ​etc., gekennzeichnet ist.+Holz ist ein natürlich ​gewachsenes,​ aus organischen Bestandteilen aufgebautes Material. Es weist daher keine einheitliche (homogene) Struktur auf. Dies führt ​zu der, für dieses Material typischen und von vielen Personen als angenehm empfundenen,​ Erscheinungsform,​ welche durch das Auftreten von Wuchsmerkmalen,​ wie z. B. Ästen, Harzgallen, Bereiche unterschiedlicher Farbgebung der Oberfläche ​etc., gekennzeichnet ist.
  
 <figure abb_holzoberflaeche>​ <figure abb_holzoberflaeche>​
-{{ :​ihbv:​maintenance_2018:​holzoberflaeche.png?​800 |Holzoberfläche ​mit Ästen ​(Fichte)}} +{{ :​ihbv:​maintenance_2018:​holzoberflaeche.png?​800 |Holzoberfläche ​mit Ästen ​(Fichte)}} 
-<​caption>​Holzoberfläche ​mit Ästen ​(Fichte)</​caption>​+<​caption>​Holzoberfläche ​mit Ästen ​(Fichte)</​caption>​
 </​figure>​ </​figure>​
  
-In manchen ​Fällen ​sind Veränderungen ​der Holzstruktur bzw. der Holzoberfläche ​auf unvermeidbare Ereignisse im Verlauf der Holzverarbeitung bzw. der Nutzung ​zurückzuführen. So kann Rund- und Schnittholz durch holzverfärbende ​Pilze befallen werden, welche jedoch im Allgemeinen auf die mechanischen Eigenschaften keinen Einfluss nehmen (sog. „Bläue“). Die Oberfläche ​kann aber auch durch Bewitterung und/oder starke Sonneneinstrahlung ​verändert ​werden (Grau- und/​oder ​Braunverfärbung).+In manchen ​Fällen ​sind Veränderungen ​der Holzstruktur bzw. der Holzoberfläche ​auf unvermeidbare Ereignisse im Verlauf der Holzverarbeitung bzw. der Nutzung ​zurückzuführen. So kann Rund- und Schnittholz durch holzverfärbende ​Pilze befallen werden, welche jedoch im Allgemeinen auf die mechanischen Eigenschaften keinen Einfluss nehmen (sog. „Bläue“). Die Oberfläche ​kann aber auch durch Bewitterung und/oder starke Sonneneinstrahlung ​verändert ​werden (Grau- und/​oder ​Braunverfärbung).
  
 ==== Holzfeuchte ==== ==== Holzfeuchte ====
  
-Begriffserklärungen+Begriffserklärungen
-  * **Holzfeuchte:​**\\  ​Verhältnis ​von Wasseranteil im Holz zu darrtrockener Holzmasse+  * **Holzfeuchte:​**\\  ​Verhältnis ​von Wasseranteil im Holz zu darrtrockener Holzmasse
   * **Darrtrocken:​**\\ ​ Kein Wasser im Holz → Holzfeuchte u = 0 %   * **Darrtrocken:​**\\ ​ Kein Wasser im Holz → Holzfeuchte u = 0 %
   * **Ausgleichsfeuchte:​**\\ ​ Ist die sich aufgrund des Umgebungsklimas (Lufttemperatur und relative Luftfeuchtigkeit) einstellende Holzfeuchte.   * **Ausgleichsfeuchte:​**\\ ​ Ist die sich aufgrund des Umgebungsklimas (Lufttemperatur und relative Luftfeuchtigkeit) einstellende Holzfeuchte.
-  * **Fasersättigung:**\\  Unter Fasersättigung ​(Fasersättigungsbereich) versteht man den Holzfeuchtegehalt,​ bei dem alle Zellwände ​mit Wasser ​gesättigt ​sind. Der Fasersättigungsbereich ​von Fichtenholz liegt zwischen 28-34 % Holzfeuchte.+  * **Fasersättigung:**\\  Unter Fasersättigung ​(Fasersättigungsbereich) versteht man den Holzfeuchtegehalt,​ bei dem alle Zellwände ​mit Wasser ​gesättigt ​sind. Der Fasersättigungsbereich ​von Fichtenholz liegt zwischen 28-34 % Holzfeuchte.
  
-Holz ist ein poröser ​Stoff, dessen Porenanteil je nach Rohdichte im Mittel 50-60 % beträgt. Dadurch besitzt Holz eine große innere ​Oberfläche, wobei dieses Hohlraumsystem Wasser aus der Luft sowie flüssiges ​Wasser (oder andere ​Flüssigkeiten) aufnehmen und auch wieder abgeben kann. Holz ist bestrebt, mit dem Umgebungsklima ein Gleichgewicht herzustellen,​ wodurch es, je nach relativer Luftfeuchtigkeit,​ Temperatur und Luftdruck, zu Schwankungen der Holzfeuchte im Bauteil kommt. Beispielsweise stellt sich für Nadelholz, bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 65 % und einer Lufttemperatur von rund 20 °C, eine Holzfeuchte von rund 12 % ein.+Holz ist ein poröser ​Stoff, dessen Porenanteil je nach Rohdichte im Mittel 50-60 % beträgt. Dadurch besitzt Holz eine große innere ​Oberfläche, wobei dieses Hohlraumsystem Wasser aus der Luft sowie flüssiges ​Wasser (oder andere ​Flüssigkeiten) aufnehmen und auch wieder abgeben kann. Holz ist bestrebt, mit dem Umgebungsklima ein Gleichgewicht herzustellen,​ wodurch es, je nach relativer Luftfeuchtigkeit,​ Temperatur und Luftdruck, zu Schwankungen der Holzfeuchte im Bauteil kommt. Beispielsweise stellt sich für Nadelholz, bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 65 % und einer Lufttemperatur von rund 20 °C, eine Holzfeuchte von rund 12 % ein.
  
-Die vorherrschende Holzfeuchte beeinflusst eine Vielzahl von Holzeigenschaften. So sinken beispielsweise Festigkeits- und Steifigkeitseigenschaften mit steigender Holzfeuchte und die Anfälligkeit gegenüber ​Pilzbefall steigt. ​Weiterführende ​Informationen hinsichtlich der Holzfeuchte bzw. deren Einfluss auf die Dauerhaftigkeit von Holzkonstruktionen finden sich in Abschnitt [[ihbv:​maintenance_2018:​infos_timber:​timber#​wesentliches_zum_thema_holzfeuchte|Wesentliches zum Thema Holzfeuchte]].+Die vorherrschende Holzfeuchte beeinflusst eine Vielzahl von Holzeigenschaften. So sinken beispielsweise Festigkeits- und Steifigkeitseigenschaften mit steigender Holzfeuchte und die Anfälligkeit gegenüber ​Pilzbefall steigt. ​Weiterführende ​Informationen hinsichtlich der Holzfeuchte bzw. deren Einfluss auf die Dauerhaftigkeit von Holzkonstruktionen finden sich in Abschnitt [[ihbv:​maintenance_2018:​infos_timber:​timber#​wesentliches_zum_thema_holzfeuchte|Wesentliches zum Thema Holzfeuchte]].
  
 ==== Rohdichte ==== ==== Rohdichte ====
  
-Die Rohdichte ist das Verhältnis ​von Masse und Volumen und ist eine wichtige ​Einflussgröße ​auf viele Holzeigenschaften sowie auf die Be- und Verarbeitbarkeit des Holzes. Mit zunehmender Rohdichte ​verändern ​sich beispielsweise die thermischen Eigenschaften,​ verlangsamt sich der Feuchteausgleich mit der Umgebung (und damit das Quell- und Schwindverhalten),​ steigen die Steifigkeits- und Festigkeitseigenschaften und erfolgt eine Erhöhung ​der Härte ​und des Abnützungswiderstandes. Aufgrund des hohen Porenanteils besitzt Holz ein geringes Gewicht (1 m<​sup>​3</​sup>​ Fichte ~ 460 kg; 1 m<​sup>​3</​sup>​ Stahl ~ 7.850 kg). Daraus ergibt sich ein besonders ​günstiges Verhältnis ​zwischen Rohdichte und Festigkeit; vergl. Abschnitt [[ihbv:​maintenance_2018:​infos_timber:​timber#​mechanische_eigenschaften|Mechanische Eigenschaften]].+Die Rohdichte ist das Verhältnis ​von Masse und Volumen und ist eine wichtige ​Einflussgröße ​auf viele Holzeigenschaften sowie auf die Be- und Verarbeitbarkeit des Holzes. Mit zunehmender Rohdichte ​verändern ​sich beispielsweise die thermischen Eigenschaften,​ verlangsamt sich der Feuchteausgleich mit der Umgebung (und damit das Quell- und Schwindverhalten),​ steigen die Steifigkeits- und Festigkeitseigenschaften und erfolgt eine Erhöhung ​der Härte ​und des Abnützungswiderstandes. Aufgrund des hohen Porenanteils besitzt Holz ein geringes Gewicht (1 m<​sup>​3</​sup>​ Fichte ~ 460 kg; 1 m<​sup>​3</​sup>​ Stahl ~ 7.850 kg). Daraus ergibt sich ein besonders ​günstiges Verhältnis ​zwischen Rohdichte und Festigkeit; vergl. Abschnitt [[ihbv:​maintenance_2018:​infos_timber:​timber#​mechanische_eigenschaften|Mechanische Eigenschaften]].
  
 ==== Quellen und Schwinden ==== ==== Quellen und Schwinden ====
  
-Die Aufnahme bzw. Abgabe von Wasser ​führt ​bei einem Holzfeuchtegehalt unterhalb der Fasersättigung ​zu Volumenveränderungen, wobei bei einer Wasseraufnahme ein Quellen einsetzt (Volumenvergrößerung) und bei Wasserabgabe ein Schwinden des Holzes (Volumenverringerung) verursacht wird. Diese Volumenveränderungen führen ​zu Spannungen im Holz, die sich durch Geräuschentwicklung ​(Knarren) und Rissbildungen (Schwindrisse) ​ausdrücken können.+Die Aufnahme bzw. Abgabe von Wasser ​führt ​bei einem Holzfeuchtegehalt unterhalb der Fasersättigung ​zu Volumenveränderungen, wobei bei einer Wasseraufnahme ein Quellen einsetzt (Volumenvergrößerung) und bei Wasserabgabe ein Schwinden des Holzes (Volumenverringerung) verursacht wird. Diese Volumenveränderungen führen ​zu Spannungen im Holz, die sich durch Geräuschentwicklung ​(Knarren) und Rissbildungen (Schwindrisse) ​ausdrücken können.
  
-Hinsichtlich der zu erwartenden ​Größenordnung, muss im Wesentlichen zwischen Quellen und Schwinden in Faserrichtung bzw. rechtwinklig zur Faserrichtung unterschieden werden; vergl. ON B 1995-1-1 (2015) [(:​ref:​ihbv_on_b_1995_1_1_2015)]. In Faserrichtung sind die auftretenden ​Veränderungen ​meist vernachlässigbar ​gering (häufig ​rund 0,01% je Prozent ​Holzfeuchteänderung). Rechtwinklig zur Faserrichtung muss bei Feuchteänderungen ​mit wesentlich ​größeren Querschnittsänderungen ​gerechnet werden (für Nadelholz rund 0,24% je Prozent ​Holzfeuchtänderung). Häufig ​wird noch zwischen radialen und tangentialen Quell- und Schwindmaßen unterschieden,​ wobei dies für Bauzwecke nur bedingt geeignet ist.+Hinsichtlich der zu erwartenden ​Größenordnung, muss im Wesentlichen zwischen Quellen und Schwinden in Faserrichtung bzw. rechtwinklig zur Faserrichtung unterschieden werden; vergl. ON B 1995-1-1 (2015) [(:​ref:​ihbv_on_b_1995_1_1_2015)]. In Faserrichtung sind die auftretenden ​Veränderungen ​meist vernachlässigbar ​gering (häufig ​rund 0,01% je Prozent ​Holzfeuchteänderung). Rechtwinklig zur Faserrichtung muss bei Feuchteänderungen ​mit wesentlich ​größeren Querschnittsänderungen ​gerechnet werden (für Nadelholz rund 0,24% je Prozent ​Holzfeuchtänderung). Häufig ​wird noch zwischen radialen und tangentialen Quell- und Schwindmaßen unterschieden,​ wobei dies für Bauzwecke nur bedingt geeignet ist.
  
 ==== Mechanische Eigenschaften ==== ==== Mechanische Eigenschaften ====
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 Das Lebewesen Baum, als „Produzent“ und „Lieferant“ des Baustoffes Holz, reagiert auf die vorgegebenen Standortbedingungen durch Anpassung bzw. Optimierung seines Wuchses und seiner Form, aber auch des Aufbaues der Holzstruktur. Das Lebewesen Baum, als „Produzent“ und „Lieferant“ des Baustoffes Holz, reagiert auf die vorgegebenen Standortbedingungen durch Anpassung bzw. Optimierung seines Wuchses und seiner Form, aber auch des Aufbaues der Holzstruktur.
  
-Aus dieser Tatsache lassen sich beispielsweise die stark von der Faserrichtung ​abhängigen ​Festigkeitseigenschaften des späteren ​Baustoffes Holz ableiten: ​Während ​die Belastungen in Richtung der Stammachse (z. B. aus Eigengewicht und Schnee etc.) groß sind, treten jene quer zur Stammrichtung in den Hintergrund. Daraus resultiert, dass Holz in Faserrichtung (auch „in Längsrichtung“ oder „längs ​zur Faser“) ​grundsätzlich ​hohe mechanische Eigenschaften,​ d. h. Festigkeiten und Steifigkeit,​ aufweist, ​während ​diese quer zur Faserrichtung bedeutend geringer sind. In Querrichtung ist es des Weiteren wesentlich, ob das Holz auf Druck (in dieser Richtung ​beträgt ​die Festigkeit rund 1/8 gegenüber ​jener in Längsrichtung) oder Zug (die Festigkeit liegt nur mehr bei rund 1/40 der Kennwerte in Längsrichtung) belastet wird. Aus diesem Grund sind Beanspruchungen auf Zug quer zur Faserrichtung,​ wie sie z. B. durch unsachgemäßes ​Einleiten von Lasten an der Unterkante von Trägern ​entstehen ​könnenmöglichst ​zu vermeiden.+Aus dieser Tatsache lassen sich beispielsweise die stark von der Faserrichtung ​abhängigen ​Festigkeitseigenschaften des späteren ​Baustoffes Holz ableiten: ​Während ​die Belastungen in Richtung der Stammachse (z. B. aus Eigengewicht und Schnee etc.) groß sind, treten jene quer zur Stammrichtung in den Hintergrund. Daraus resultiert, dass Holz in Faserrichtung (auch „in Längsrichtung“ oder „längs ​zur Faser“) ​grundsätzlich ​hohe mechanische Eigenschaften,​ d. h. Festigkeiten und Steifigkeit,​ aufweist, ​während ​diese quer zur Faserrichtung bedeutend geringer sind. In Querrichtung ist es des Weiteren wesentlich, ob das Holz auf Druck (in dieser Richtung ​beträgt ​die Festigkeit rund 1/8 gegenüber ​jener in Längsrichtung) oder Zug (die Festigkeit liegt nur mehr bei rund 1/40 der Kennwerte in Längsrichtung) belastet wird. Aus diesem Grund sind Beanspruchungen auf Zug quer zur Faserrichtung,​ wie sie z. B. durch unsachgemäßes ​Einleiten von Lasten an der Unterkante von Trägern ​entstehen ​könnenmöglichst ​zu vermeiden.
  
 <figure abb_beanspruchung_in_und_quer_zur_faserrichtung>​ <figure abb_beanspruchung_in_und_quer_zur_faserrichtung>​
-{{ :​ihbv:​maintenance_2018:​beanspruchung_in_und_quer_zur_faserrichtung.png?​400 |Beanspruchbarkeit von Holz in Abhängigkeit ​zur Faserrichtung}} +{{ :​ihbv:​maintenance_2018:​beanspruchung_in_und_quer_zur_faserrichtung.png?​600 |Beanspruchbarkeit von Holz in Abhängigkeit ​zur Faserrichtung}} 
-<​caption>​Beanspruchbarkeit von Holz in Abhängigkeit ​zur Faserrichtung [KuklikFIXME</​caption>​+<​caption>​Beanspruchbarkeit von Holz in Abhängigkeit ​zur Faserrichtung [(:​ref:​ihbv_Kuklic_2008)]</​caption>​
 </​figure>​ </​figure>​
  
-Als natürlich ​gewachsener Rohstoff, unterliegt Holz jedoch auch einer gewissen Streuung hinsichtlich der absoluten ​Größenordnung ​seiner mechanischen Eigenschaften. Diese hängen ​insbesondere von der jeweiligen Holzart, aber auch von den bereits ​erwähnten ​Umgebungsbedingungen des jeweiligen Baumes ab. Um Holz als Baustoff trotzdem wirtschaftlich einsetzen zu können, wird dieser einer Sortierung hinsichtlich einiger, ​für die mechanischen Eigenschaften relevanter, Kriterien (Jahrringbreiten,​ Astanzahl und -durchmesser,​ etc.) unterzogen. Schlussendlich ​ermöglicht ​dieses Vorgehen, dass der Baustoff Holz in unterschiedlichen Festigkeitsklassen zur Verfügung ​steht und entsprechend den vorliegenden Erfordernissen eingesetzt werden kann.+Als natürlich ​gewachsener Rohstoff, unterliegt Holz jedoch auch einer gewissen Streuung hinsichtlich der absoluten ​Größenordnung ​seiner mechanischen Eigenschaften. Diese hängen ​insbesondere von der jeweiligen Holzart, aber auch von den bereits ​erwähnten ​Umgebungsbedingungen des jeweiligen Baumes ab. Um Holz als Baustoff trotzdem wirtschaftlich einsetzen zu können, wird dieser einer Sortierung hinsichtlich einiger, ​für die mechanischen Eigenschaften relevanter, Kriterien (Jahrringbreiten,​ Astanzahl und -durchmesser,​ etc.) unterzogen. Schlussendlich ​ermöglicht ​dieses Vorgehen, dass der Baustoff Holz in unterschiedlichen Festigkeitsklassen zur Verfügung ​steht und entsprechend den vorliegenden Erfordernissen eingesetzt werden kann.
  
-In Tab. {{ref>​tab_festigkeitseigenschaften}} sind einige mechanische Parameter ​für unterschiedliche Festigkeitsklassen von Nadelholz angegeben. Die C-Klassen (engl.: coniferous) beschreiben dabei die Eigenschaften von Vollholz und die GL-Klassen (engl.: glulam) jene von Brettschichtholz;​ vergl. Abschnitt [[ihbv:​maintenance_2018:​infos_timber:​timber#​einteilung_von_holz_und_holzwerkstoffen|Einteilung von Holz und Holzwerkstoffen]].+In Tab. {{ref>​tab_festigkeitseigenschaften}} sind einige mechanische Parameter ​für unterschiedliche Festigkeitsklassen von Nadelholz angegeben. Die C-Klassen (engl.: coniferous) beschreiben dabei die Eigenschaften von Vollholz und die GL-Klassen (engl.: glulam) jene von Brettschichtholz;​ vergl. Abschnitt [[ihbv:​maintenance_2018:​infos_timber:​timber#​einteilung_von_holz_und_holzwerkstoffen|Einteilung von Holz und Holzwerkstoffen]].
  
 <table tab_festigkeitseigenschaften>​ <table tab_festigkeitseigenschaften>​
-<​caption>​ausgewählte ​mechanische Parameter ​für unterschiedliche Festigkeitsklassen ​gemäß ​ON EN 338 (2016) [(:​ref:​ihbv_on_en_338_2016)] bzw. ON EN 14080 (2013) [(:​ref:​ihbv_on_en_14080_2013)]</​caption>​+<​caption>​ausgewählte ​mechanische Parameter ​für unterschiedliche Festigkeitsklassen ​gemäß ​ON EN 338 (2016) [(:​ref:​ihbv_on_en_338_2016)] bzw. ON EN 14080 (2013) [(:​ref:​ihbv_on_en_14080_2013)]</​caption>​
 ^Festigkeitseigenschaften ​ ^  Einheiten ​ ^  Vollholz (VH)  ^^^  Brettschichtholz (BSH)  ^^ ^Festigkeitseigenschaften ​ ^  Einheiten ​ ^  Vollholz (VH)  ^^^  Brettschichtholz (BSH)  ^^
 ^:::  ^  :::  ^  C 16  ^  C 24  ^  C 30  ^  GL 24h  ^  GL 28h  ^ ^:::  ^  :::  ^  C 16  ^  C 24  ^  C 30  ^  GL 24h  ^  GL 28h  ^
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 |Druckfestigkeit quer zur FR<​sup>​1)</​sup> ​ |  N/​mm<​sup>​2</​sup> ​ |  2,2  |  2,5  |  2,7  |  2,5  || |Druckfestigkeit quer zur FR<​sup>​1)</​sup> ​ |  N/​mm<​sup>​2</​sup> ​ |  2,2  |  2,5  |  2,7  |  2,5  ||
 |Schubfestigkeit ​ |  N/​mm<​sup>​2</​sup> ​ |  3,2  |  4,0  |  4,0  |  3,5  || |Schubfestigkeit ​ |  N/​mm<​sup>​2</​sup> ​ |  3,2  |  4,0  |  4,0  |  3,5  ||
-|mittlerer ​Elastizitätsmodul ​ ​| ​ N/​mm<​sup>​2</​sup> ​ |  8.000  |  11.000 ​ |  12.000 ​ |  11.500 ​ |  12.600 ​ |+|mittlerer ​Elastizitätsmodul ​ ​| ​ N/​mm<​sup>​2</​sup> ​ |  8.000  |  11.000 ​ |  12.000 ​ |  11.500 ​ |  12.600 ​ |
 |mittlere Rohdichte ​ |  kg/​m<​sup>​3</​sup> ​ |  370  |  420  |  460  |  420  |  460  | |mittlere Rohdichte ​ |  kg/​m<​sup>​3</​sup> ​ |  370  |  420  |  460  |  420  |  460  |
-|<​sup>​1)</​sup>​ FR ... Faserrichtung\\ ​ Anmerkung:​\\ ​ Bei den angegebenen Festigkeitswerten handelt es sich um charakteristische Werte. Die Schubfestigkeit ist ohne Berücksichtigung ​eines Rissefaktors angegeben. ​ |||||||+|<​sup>​1)</​sup>​ FR ... Faserrichtung\\ ​ Anmerkung:​\\ ​ Bei den angegebenen Festigkeitswerten handelt es sich um charakteristische Werte. Die Schubfestigkeit ist ohne Berücksichtigung ​eines Rissefaktors angegeben. ​ |||||||
 </​table>​ </​table>​
  
-Auch wenn die angeführten ​Festigkeiten deutlich unter jenen von Stahl liegen, ​lässt ​sich daraus das äußerst ​gute Festigkeit/​Rohdichte-Verhältnis ​ableiten, welches – auch auf Bemessungsniveau – im Bereich von üblichen Baustählen ​zu liegen kommt; vergl. Abschnitt [[ihbv:​maintenance_2018:​infos_timber:​baustoff_stahl_ingenieurholzbau#​allgemeine_eigenschaften|Allgemeine Eigenschaften]].+Auch wenn die angeführten ​Festigkeiten deutlich unter jenen von Stahl liegen, ​lässt ​sich daraus das äußerst ​gute Festigkeit/​Rohdichte-Verhältnis ​ableiten, welches – auch auf Bemessungsniveau – im Bereich von üblichen Baustählen ​zu liegen kommt; vergl. Abschnitt [[ihbv:​maintenance_2018:​infos_timber:​baustoff_stahl_ingenieurholzbau#​allgemeine_eigenschaften|Allgemeine Eigenschaften]].
  
 ==== Thermische Eigenschaften ==== ==== Thermische Eigenschaften ====
  
-**Begriffserklärungen**+**Begriffserklärungen**
  
-  * Wärmeausdehnungskoeffizient ​α:\\  Der Wärmeausdehnungskoeffizient ​beschreibt die Längenänderung ​eines 1 m langen Elements bei einer Temperaturdifferenz von 1 K; vergl. Niemz (1993) [(:​ref:​ihbv_Niemz_1993)]. +  * Wärmeausdehnungskoeffizient ​α:\\  Der Wärmeausdehnungskoeffizient ​beschreibt die Längenänderung ​eines 1 m langen Elements bei einer Temperaturdifferenz von 1 K; vergl. Niemz (1993) [(:​ref:​ihbv_Niemz_1993)]. 
-  * Abbrandrate:​\\ ​ Abbrandgeschwindigkeit in mm/min. Die Abbrandrate ist abhängig ​von der Holzart, der Rohdichte und dem Produkt (Vollholz, Holzwerkstoffe).+  * Abbrandrate:​\\ ​ Abbrandgeschwindigkeit in mm/min. Die Abbrandrate ist abhängig ​von der Holzart, der Rohdichte und dem Produkt (Vollholz, Holzwerkstoffe).
   * Restquerschnitt:​\\ ​ Um die Abbrandtiefe (Produkt aus Abbrandrate und Brandbeanspruchungsdauer) reduzierter Anfangsquerschnitt.   * Restquerschnitt:​\\ ​ Um die Abbrandtiefe (Produkt aus Abbrandrate und Brandbeanspruchungsdauer) reduzierter Anfangsquerschnitt.
  
-**Wärmeausdehnung**+**Wärmeausdehnung**
  
-Im Vergleich zum feuchteinduzierten Quellen und Schwinden spielt die Wärmeausdehnung ​von Holzbauteilen im Ingenieurholzbau so gut wie keine Rolle. Dies liegt vor allem daran, dass der Wärmeausdehnungskoeffizient ​von Holz in Faserrichtung lediglich rund α = 3,​3·10<​sup>​-6</​sup>​ m/​(m·K) ​beträgt ​(entspricht einer Längenänderung ​von 0,00033 % je K Temperaturänderung); vergleiche Niemz (1993) [(:​ref:​ihbv_Niemz_1993)]. Zum Vergleich: Stahl besitzt einen Wärmeausdehnungskoeffizient ​von α = 12,​0·10<​sup>​-6</​sup>​ m/(m·K); vergleiche Abschnitt [[ihbv:​maintenance_2018:​infos_timber:​baustoff_stahl_ingenieurholzbau#​einfluss_von_temperaturänderungen|Einfluss von Temperaturänderungen]].+Im Vergleich zum feuchteinduzierten Quellen und Schwinden spielt die Wärmeausdehnung ​von Holzbauteilen im Ingenieurholzbau so gut wie keine Rolle. Dies liegt vor allem daran, dass der Wärmeausdehnungskoeffizient ​von Holz in Faserrichtung lediglich rund α = 3,​3·10<​sup>​-6</​sup>​ m/​(m·K) ​beträgt ​(entspricht einer Längenänderung ​von 0,00033 % je K Temperaturänderung); vergleiche Niemz (1993) [(:​ref:​ihbv_Niemz_1993)]. Zum Vergleich: Stahl besitzt einen Wärmeausdehnungskoeffizient ​von α = 12,​0·10<​sup>​-6</​sup>​ m/(m·K); vergleiche Abschnitt [[ihbv:​maintenance_2018:​infos_timber:​baustoff_stahl_ingenieurholzbau#​einfluss_von_temperaturänderungen|Einfluss von Temperaturänderungen]].
  
-Quer zur Faserrichtung liegt der Wärmeausdehnungskoeffizient ​von Holz mit rund α = 29,​0·10<​sup>​-6</​sup>​ m/(m·K) jedoch wesentlich ​höher; vergleiche Niemz (1993) [(:​ref:​ihbv_Niemz_1993)]. In der Regel sind die Bauteilabmessungen quer zur Faserrichtung jedoch um ein vielfaches kleiner. ​Überdies führen ​die geringen Steifigkeiten in dieser Richtung, die guten Dämmeigenschaften ​von Holz sowie dessen hohen spezifische ​Wärmekapazität ​(letztere ist gemäß ​Niemz (1993) [(:​ref:​ihbv_Niemz_1993)] rund viermal ​größer ​als jene von Stahl) zu vernachlässigbaren ​Auswirkungen im baurelevanten Temperaturbereich.+Quer zur Faserrichtung liegt der Wärmeausdehnungskoeffizient ​von Holz mit rund α = 29,​0·10<​sup>​-6</​sup>​ m/(m·K) jedoch wesentlich ​höher; vergleiche Niemz (1993) [(:​ref:​ihbv_Niemz_1993)]. In der Regel sind die Bauteilabmessungen quer zur Faserrichtung jedoch um ein vielfaches kleiner. ​Überdies führen ​die geringen Steifigkeiten in dieser Richtung, die guten Dämmeigenschaften ​von Holz sowie dessen hohen spezifische ​Wärmekapazität ​(letztere ist gemäß ​Niemz (1993) [(:​ref:​ihbv_Niemz_1993)] rund viermal ​größer ​als jene von Stahl) zu vernachlässigbaren ​Auswirkungen im baurelevanten Temperaturbereich.
  
 **Brandverhalten** **Brandverhalten**
  
-Holz ist grundsätzlich ​brennbar, weist aber im Brandfall einen hohen Feuerwiderstand auf und brennt in der Regel „sicher“. Der Grund dafür ​ist die Bildung einer Holzkohleschicht an der Oberfläche ​(durch Pyrolyse), welche aufgrund ihrer geringen ​Wärmeleitfähigkeit ​zu einem langsameren,​ sowie im Wesentlichen konstanten und damit berechenbaren Abbrennen des Restquerschnitts ​führt. Die Festigkeits- und Steifigkeitseigenschaften des verbliebenen Restquerschnitts bleiben nahezu ​unverändert. Demzufolge kann die Brandwiderstandsdauer von Holzbauteilen ​über ​die gewählten ​Querschnittsabmessungen gesteuert werden.+Holz ist grundsätzlich ​brennbar, weist aber im Brandfall einen hohen Feuerwiderstand auf und brennt in der Regel „sicher“. Der Grund dafür ​ist die Bildung einer Holzkohleschicht an der Oberfläche ​(durch Pyrolyse), welche aufgrund ihrer geringen ​Wärmeleitfähigkeit ​zu einem langsameren,​ sowie im Wesentlichen konstanten und damit berechenbaren Abbrennen des Restquerschnitts ​führt. Die Festigkeits- und Steifigkeitseigenschaften des verbliebenen Restquerschnitts bleiben nahezu ​unverändert. Demzufolge kann die Brandwiderstandsdauer von Holzbauteilen ​über die gewählten ​Querschnittsabmessungen gesteuert werden.
  
-Das tatsächliche ​Brandverhalten eines Holzbauteils ist vorwiegend von der Holzart (Nadel- oder Laubholz), der Rohdichte, der Geometrie sowie vom eingesetzten Werkstoff (Vollholz oder Holzwerkstoff) ​abhängig. Die Abbrandrate vom im Ingenieurholzbau ​häufig ​eingesetzten Nadelholz liegt gemäß ​ON EN 1995-1-2 (2011) [(:​ref:​ihbv_on_en_1995_1_2_2011)] bei rund 0,7 mm/min. Falls erforderlich ​können ​zur Verlängerung ​der Brandwiderstandsdauer bauliche (Verkleidungen) oder chemische (Anstriche) Brandschutzmaßnahmen ​ergänzend ​eingesetzt werden.+Das tatsächliche ​Brandverhalten eines Holzbauteils ist vorwiegend von der Holzart (Nadel- oder Laubholz), der Rohdichte, der Geometrie sowie vom eingesetzten Werkstoff (Vollholz oder Holzwerkstoff) ​abhängig. Die Abbrandrate vom im Ingenieurholzbau ​häufig ​eingesetzten Nadelholz liegt gemäß ​ON EN 1995-1-2 (2011) [(:​ref:​ihbv_on_en_1995_1_2_2011)] bei rund 0,7 mm/min. Falls erforderlich ​können ​zur Verlängerung ​der Brandwiderstandsdauer bauliche (Verkleidungen) oder chemische (Anstriche) Brandschutzmaßnahmen ​ergänzend ​eingesetzt werden.
  
-==== chemische ​Beständigkeit ​====+==== chemische ​Beständigkeit ​====
  
-Holz hat im Vergleich zu Beton oder Baustahl eine hohe Resistenz gegen eine Vielzahl von chemischen Stoffen. Aufgrund dieser Eigenschaften ist es bestens geeignet ​für den Einsatz in chemisch-aggressiven Umgebungen, wie z. B. als Dachträger ​in Düngemittelhallen, Salzlagerhallen,​ Produktionshallen der chemischen Industrie, etc.; vergl. Egle (2002) [(:​ref:​ihbv_Egle_2002)] und Dederich (2008) [(:​ref:​ihbv_Dederich_2008)].+Holz hat im Vergleich zu Beton oder Baustahl eine hohe Resistenz gegen eine Vielzahl von chemischen Stoffen. Aufgrund dieser Eigenschaften ist es bestens geeignet ​für den Einsatz in chemisch-aggressiven Umgebungen, wie z. B. als Dachträger ​in Düngemittelhallen, Salzlagerhallen,​ Produktionshallen der chemischen Industrie, etc.; vergl. Egle (2002) [(:​ref:​ihbv_Egle_2002)] und Dederich (2008) [(:​ref:​ihbv_Dederich_2008)].
  
 ==== bauphysikalische Eigenschaften ==== ==== bauphysikalische Eigenschaften ====
  
-**Begriffserklärungen**+**Begriffserklärungen**
  
-  * Wärmeleitfähigkeit ​λ:​\\  ​Wärmemenge, die durch einen Würfel ​mit 1 m Kantenlänge ​in einer Stunde hindurchfließt,​ wenn zwischen beiden ​Seitenflächen ​eine Temperaturdifferenz von 1 K besteht; vergl. Niemz (1993) [(:​ref:​ihbv_Niemz_1993)]. +  * Wärmeleitfähigkeit ​λ:​\\  ​Wärmemenge, die durch einen Würfel ​mit 1 m Kantenlänge ​in einer Stunde hindurchfließt,​ wenn zwischen beiden ​Seitenflächen ​eine Temperaturdifferenz von 1 K besteht; vergl. Niemz (1993) [(:​ref:​ihbv_Niemz_1993)]. 
-  * Wasserdampfdiffusionswiderstand bzw. Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl μ:\\  Gibt an, wievielmal ​größer ​der Widerstand des betrachteten Baustoffes gegen Wasserdampfdiffusion ist, verglichen mit einer gleich dicken Schicht ruhender Luft bei derselben Temperatur; vergl. ON EN ISO 12572 (2017) [(:​ref:​ihbv_on_en_iso_12572_2017)]. +  * Wasserdampfdiffusionswiderstand bzw. Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl μ:\\  Gibt an, wievielmal ​größer ​der Widerstand des betrachteten Baustoffes gegen Wasserdampfdiffusion ist, verglichen mit einer gleich dicken Schicht ruhender Luft bei derselben Temperatur; vergl. ON EN ISO 12572 (2017) [(:​ref:​ihbv_on_en_iso_12572_2017)]. 
-  * wasserdampfdiffusionsäquivalente ​Luftschichtdicke s<​sub>​d</​sub>:​\\ ​ Dicke einer ruhenden Luftschicht,​ welche den gleichen Wasserdampfdiffusions-Durchlasswiderstand hat wie der betrachtete Bauteil; vergl. ON EN ISO 12572 (2017) [(:​ref:​ihbv_on_en_iso_12572_2017)].+  * wasserdampfdiffusionsäquivalente ​Luftschichtdicke s<​sub>​d</​sub>:​\\ ​ Dicke einer ruhenden Luftschicht,​ welche den gleichen Wasserdampfdiffusions-Durchlasswiderstand hat wie der betrachtete Bauteil; vergl. ON EN ISO 12572 (2017) [(:​ref:​ihbv_on_en_iso_12572_2017)].
  
-**Wärmeleitfähigkeit**+**Wärmeleitfähigkeit**
  
-Holz besitzt aufgrund seines hohen Porenanteils eine geringe ​Wärmeleitfähigkeit ​und weist somit gute Dämmeigenschaften ​auf. Gemäß ​den Angaben in ON B 8110-7 (2013) [(:​ref:​ihbv_on_b_8110_7_2013)] ​können ​folgende ​Größenordnungen für Wärmeleitfähigkeiten ​angegeben werden:+Holz besitzt aufgrund seines hohen Porenanteils eine geringe ​Wärmeleitfähigkeit ​und weist somit gute Dämmeigenschaften ​auf. Gemäß ​den Angaben in ON B 8110-7 (2013) [(:​ref:​ihbv_on_b_8110_7_2013)] ​können ​folgende ​Größenordnungen für Wärmeleitfähigkeiten ​angegeben werden:
  
   * Fichtenholz (mittlere Rohdichte 475 kg/​m<​sup>​3</​sup>​):​ 0,12 W/(m·K)   * Fichtenholz (mittlere Rohdichte 475 kg/​m<​sup>​3</​sup>​):​ 0,12 W/(m·K)
-  * unterschiedliche ​Dämmstoffe ​(Mineralwolle,​ EPS, XPS): ~0,03-0,04 W/(m·K)+  * unterschiedliche ​Dämmstoffe ​(Mineralwolle,​ EPS, XPS): ~0,03-0,04 W/(m·K)
   * Normalbeton (ohne Bewehrung, mittlere Rohdichte von 2200 kg/​m<​sup>​3</​sup>​):​ 1,65 W/(m·K)   * Normalbeton (ohne Bewehrung, mittlere Rohdichte von 2200 kg/​m<​sup>​3</​sup>​):​ 1,65 W/(m·K)
   * Stahl: 50,0 W/(m·K)   * Stahl: 50,0 W/(m·K)
  
-Basierend auf diesen Werten ​lässt ​sich gemäß ​ON EN ISO 6946 (2018) [(:​ref:​ihbv_on_en_iso_6946_2018)] bzw. Glg. \eqref{eq:​eqn_waermedurchlasswiderstand} – für homogene Schichten – der Wärmedurchlasswiderstand ​berechnen.+Basierend auf diesen Werten ​lässt ​sich gemäß ​ON EN ISO 6946 (2018) [(:​ref:​ihbv_on_en_iso_6946_2018)] bzw. Glg. \eqref{eq:​eqn_waermedurchlasswiderstand} – für homogene Schichten – der Wärmedurchlasswiderstand ​berechnen.
  
 \begin{equation} \begin{equation}
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 \end{equation} \end{equation}
  
-|R  |Wärmedurchlasswiderstand ​[m<​sup>​2</​sup>​·K/​W] ​ |+|R  |Wärmedurchlasswiderstand ​[m<​sup>​2</​sup>​·K/​W] ​ |
 |d  |Schichtdicke [m<​sup>​2</​sup>​] ​ | |d  |Schichtdicke [m<​sup>​2</​sup>​] ​ |
-|λ  |Wärmeleitfähigkeit ​ |+|λ  |Wärmeleitfähigkeit ​ |
  
-Demzufolge besitzt ein rund 7 cm dickes Holzelement dieselbe ​Dämmwirkung ​wie ein 1,0 m dickes Betonelement. Dies entspricht dem Faktor 14, wohingegen ​häufig ​eingesetzte ​Wärmedämmstoffe ​lediglich einen um den Faktor 3-4 höheren Wärmedurchlasswiderstand ​aufweisen als Fichteholz. In anderen Worten: um den Wärmedurchlasswiderstand ​einer 10 cm dicken ​Wärmedämmschicht ​zu erreichen, ​benötigt ​es entweder ein rund 35 cm dickes Holzelement oder ein rund 4,7 m dickes Betonelement.+Demzufolge besitzt ein rund 7 cm dickes Holzelement dieselbe ​Dämmwirkung ​wie ein 1,0 m dickes Betonelement. Dies entspricht dem Faktor 14, wohingegen ​häufig ​eingesetzte ​Wärmedämmstoffe ​lediglich einen um den Faktor 3-4 höheren Wärmedurchlasswiderstand ​aufweisen als Fichteholz. In anderen Worten: um den Wärmedurchlasswiderstand ​einer 10 cm dicken ​Wärmedämmschicht ​zu erreichen, ​benötigt ​es entweder ein rund 35 cm dickes Holzelement oder ein rund 4,7 m dickes Betonelement.
  
 **Wasserdampfdiffusion** **Wasserdampfdiffusion**
  
-Neben der Wärmeleitfähigkeit ​wird der bauphysikalische Charakter von Baustoffen maßgeblich von deren Wasserdampfdiffusionswiderständen ​gekennzeichnet. Die ON EN ISO 10456 (2010) [(:​ref:​ihbv_on_en_iso_10456_2010)] weist für Holz eine Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl μ von 50 (trockener Zustand) bzw. 20 (feuchter Zustand) aus. Vergleichswerte ​für weitere Stoffe finden sich in Tab. {{ref>​tab_wasserdampfdiffusionswiderstandszahlen}}+Neben der Wärmeleitfähigkeit ​wird der bauphysikalische Charakter von Baustoffen maßgeblich von deren Wasserdampfdiffusionswiderständen ​gekennzeichnet. Die ON EN ISO 10456 (2010) [(:​ref:​ihbv_on_en_iso_10456_2010)] weist für Holz eine Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl μ von 50 (trockener Zustand) bzw. 20 (feuchter Zustand) aus. Vergleichswerte ​für weitere Stoffe finden sich in Tab. {{ref>​tab_wasserdampfdiffusionswiderstandszahlen}}
  
 <table tab_wasserdampfdiffusionswiderstandszahlen>​ <table tab_wasserdampfdiffusionswiderstandszahlen>​
-<​caption>​ausgewählte ​Wasserdampfdiffusionswiderstandszahlen ​gemäß ​ON EN ISO 10456 (2010) [(:​ref:​ihbv_on_en_iso_10456_2010)]</​caption>​+<​caption>​ausgewählte ​Wasserdampfdiffusionswiderstandszahlen ​gemäß ​ON EN ISO 10456 (2010) [(:​ref:​ihbv_on_en_iso_10456_2010)]</​caption>​
 ^Stoffgruppe ​ ^  Wasserdampfdiffusionswiderstandszahlen μ  ^ ^Stoffgruppe ​ ^  Wasserdampfdiffusionswiderstandszahlen μ  ^
 ^:::  ^  trocken ​ ^  feucht ​ ^ ^:::  ^  trocken ​ ^  feucht ​ ^
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 |Gipsputz ​ |  10  |  6  | |Gipsputz ​ |  10  |  6  |
 |Vollziegel ​ |  16  |  10  | |Vollziegel ​ |  16  |  10  |
-|Mörtel ​(MauermörtelPutzmörtel)  |  20  |  10  |+|Mörtel ​(MauermörtelPutzmörtel)  |  20  |  10  |
 |Holz (Rohdichte von 450-500 kg/​m<​sup>​3</​sup>​) ​ |  50  |  20  | |Holz (Rohdichte von 450-500 kg/​m<​sup>​3</​sup>​) ​ |  50  |  20  |
 |Expandierter Polystyrol-Hartschaum (EPS)  |  60  |  60  | |Expandierter Polystyrol-Hartschaum (EPS)  |  60  |  60  |
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 </​table>​ </​table>​
  
-Die wasserdampfdiffusionsäquivalente ​Luftschichtdicke s<​sub>​d</​sub>,​ wird für die Beschreibung des Diffusionswiderstands eines spezifischen Bauteils herangezogen. ​Für deren Bestimmung wird die Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl mit der jeweiligen Bauteildicke multipliziert;​ vergl. Glg. \eqref{eq:​eqn_wasserdampfdiffusionsaequivalente_luftschichtdicke}.+Die wasserdampfdiffusionsäquivalente ​Luftschichtdicke s<​sub>​d</​sub>,​ wird für die Beschreibung des Diffusionswiderstands eines spezifischen Bauteils herangezogen. ​Für deren Bestimmung wird die Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl mit der jeweiligen Bauteildicke multipliziert;​ vergl. Glg. \eqref{eq:​eqn_wasserdampfdiffusionsaequivalente_luftschichtdicke}.
  
 \begin{equation} \begin{equation}
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 \end{equation} \end{equation}
  
-|s<​sub>​d</​sub> ​ |wasserdampfdiffusionsäquivalente ​Luftschichtdicke [m]  |+|s<​sub>​d</​sub> ​ |wasserdampfdiffusionsäquivalente ​Luftschichtdicke [m]  |
 |μ  |Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl [-]  | |μ  |Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl [-]  |
 |d  |Bauteildicke [m]  | |d  |Bauteildicke [m]  |
  
-Wasserdampfdiffusionsäquivalente ​Luftschichtdicken (s<​sub>​d</​sub>​-Werte) unter 0,5 m werden im Allgemeinen als diffusionsoffen,​ s<​sub>​d</​sub>​-Werte zwischen 0,5 m und 1500 m als diffusionshemmend bezeichnet. ​Über ​einem s<​sub>​d</​sub>​-Wert von 1500 m wird von diffusionsdichten Bauteilen gesprochen; vergl. Schmidt (2015) [(:​ref:​ihbv_Schmidt_2015)].+Wasserdampfdiffusionsäquivalente ​Luftschichtdicken (s<​sub>​d</​sub>​-Werte) unter 0,5 m werden im Allgemeinen als diffusionsoffen,​ s<​sub>​d</​sub>​-Werte zwischen 0,5 m und 1500 m als diffusionshemmend bezeichnet. ​Über einem s<​sub>​d</​sub>​-Wert von 1500 m wird von diffusionsdichten Bauteilen gesprochen; vergl. Schmidt (2015) [(:​ref:​ihbv_Schmidt_2015)].
  
 ===== Einteilung von Holz und Holzwerkstoffen ===== ===== Einteilung von Holz und Holzwerkstoffen =====
  
-Vollholz (naturbelassenes Holz, lediglich in Form geschnitten) und Holzwerkstoffe (durch unterschiedliche Verfahren – meist Verkleben – miteinander verbundene Holzteile) ​können ​in unterschiedliche Kategorien eingeteilt werden. Tab. {{ref>​tab_kategorien_holzprodukte}} gibt einen Überblick ​zu im Ingenieurholzbau anzutreffenden Produktbezeichnungen.+Vollholz (naturbelassenes Holz, lediglich in Form geschnitten) und Holzwerkstoffe (durch unterschiedliche Verfahren – meist Verkleben – miteinander verbundene Holzteile) ​können ​in unterschiedliche Kategorien eingeteilt werden. Tab. {{ref>​tab_kategorien_holzprodukte}} gibt einen Überblick ​zu im Ingenieurholzbau anzutreffenden Produktbezeichnungen.
  
 <table tab_kategorien_holzprodukte>​ <table tab_kategorien_holzprodukte>​
 <​caption>​Einteilung von Holz in Vollholz und Holzwerkstoffe</​caption>​ <​caption>​Einteilung von Holz in Vollholz und Holzwerkstoffe</​caption>​
 ^Vollholz ​ ^Holzwerkstoffe ​ ^ ^Vollholz ​ ^Holzwerkstoffe ​ ^
-|wird aus Rundholz durch Proflieren hergestellt ​ |werden aus Vollholz durch Zerkleinern zu Holzteilen oder Partikeln und durch anschließendes ​Zusammenfügen ​unter Beigabe von Bindemitteln hergestellt ​ |+|wird aus Rundholz durch Proflieren hergestellt ​ |werden aus Vollholz durch Zerkleinern zu Holzteilen oder Partikeln und durch anschließendes ​Zusammenfügen ​unter Beigabe von Bindemitteln hergestellt ​ |
 |• Rundholz (RH)\\ ​ • Schnittholz (VH)\\ ​ • Konstruktionsvollholz (KVHolz)<​sup>​1)</​sup>​ |• Balkenschichtholz (z.B. sog. Duo- & Trio-Balken)\\ ​ • Brettschichtholz (BSH)\\ ​ • Schichtholzplatten\\ ​ • Sperrholzplatten\\ ​ • Faserplatten | |• Rundholz (RH)\\ ​ • Schnittholz (VH)\\ ​ • Konstruktionsvollholz (KVHolz)<​sup>​1)</​sup>​ |• Balkenschichtholz (z.B. sog. Duo- & Trio-Balken)\\ ​ • Brettschichtholz (BSH)\\ ​ • Schichtholzplatten\\ ​ • Sperrholzplatten\\ ​ • Faserplatten |
-|<​sup>​1)</​sup>​ KVHolz kann durch Keilzinkung zu „Endlosträgern“ verbunden werden und könnte ​somit auch zu den Holzwerkstoffen ​gezählt ​werden. Da jedoch keine Flächenverklebung ​stattfindet (der Querschnitt besteht außerhalb der Keilzinkung aus einem Holzteil), findet sich dieses Holzprodukt meist in der Kategorie Vollholz. ​ ||+|<​sup>​1)</​sup>​ KVHolz kann durch Keilzinkung zu „Endlosträgern“ verbunden werden und könnte ​somit auch zu den Holzwerkstoffen ​gezählt ​werden. Da jedoch keine Flächenverklebung ​stattfindet (der Querschnitt besteht außerhalb der Keilzinkung aus einem Holzteil), findet sich dieses Holzprodukt meist in der Kategorie Vollholz. ​ ||
 </​table>​ </​table>​
  
-Im Folgenden finden sich einige Zusatzinformationen zu den am häufigsten ​im Ingenieurholzbau eingesetzten Holzwerkstoffen Brettschichtholz (BSH) und Brettsperrholz (BSP)+Im Folgenden finden sich einige Zusatzinformationen zu den am häufigsten ​im Ingenieurholzbau eingesetzten Holzwerkstoffen Brettschichtholz (BSH) und Brettsperrholz (BSP)
  
 ==== Brettschichtholz (BSH) ==== ==== Brettschichtholz (BSH) ====
  
-Brettschichtholz ist ein Holzwerkstoff,​ welcher aus faserparallel miteinander verklebten, keilgezinkten Brettern (= Endloslamellen) aufgebaut ist. Die einzelnen Produktionsschritte ​können ​wie folgt zusammengefasst werden:+Brettschichtholz ist ein Holzwerkstoff,​ welcher aus faserparallel miteinander verklebten, keilgezinkten Brettern (= Endloslamellen) aufgebaut ist. Die einzelnen Produktionsschritte ​können ​wie folgt zusammengefasst werden:
  
-Das Ausgangsmaterial „Brett“ wird getrocknet und vor der Keilzinkung einer visuellen oder maschinellen Sortierung unterzogen, um größere ​festigkeitsmindernde Merkmale wie Äste, Risse u. . auszuscheiden. Nach der Keilzinkung der Bretter zu Endloslamellen (Dicke meist 40 mm) erfolgt das Kappen derselbigen auf die gewünschte Länge ​sowie deren Verklebung zum eigentlichen Bauteil. In der Regel besteht Brettschichtholz aus mindestens vier Lamellen und ist auf eine Breite von 280 mm beschränkt. Die maximale ​Höhe ​von Brettschichtholzelementen ist nicht geregelt; aus baustatischer Sicht sind Trägerhöhen über ​2,5 m Höhe ​aber selten sinnvoll.+Das Ausgangsmaterial „Brett“ wird getrocknet und vor der Keilzinkung einer visuellen oder maschinellen Sortierung unterzogen, um größere ​festigkeitsmindernde Merkmale wie Äste, Risse u. ä. auszuscheiden. Nach der Keilzinkung der Bretter zu Endloslamellen (Dicke meist 40 mm) erfolgt das Kappen derselbigen auf die gewünschte Länge ​sowie deren Verklebung zum eigentlichen Bauteil. In der Regel besteht Brettschichtholz aus mindestens vier Lamellen und ist auf eine Breite von 280 mm beschränkt. Die maximale ​Höhe von Brettschichtholzelementen ist nicht geregelt; aus baustatischer Sicht sind Trägerhöhen über 2,5 m Höhe aber selten sinnvoll.
  
 <figure abb_bsh_keilzinke>​ <figure abb_bsh_keilzinke>​
-{{ :​ihbv:​maintenance_2018:​bsh_keilzinke.png?​400 |Brettschichtholz;​ Keilzinkung einer BSH-Lamelle}}+{{ :​ihbv:​maintenance_2018:​bsh_keilzinke.png?​500 |Brettschichtholz;​ Keilzinkung einer BSH-Lamelle}}
 <​caption>​Brettschichtholz;​ Keilzinkung einer BSH-Lamelle</​caption>​ <​caption>​Brettschichtholz;​ Keilzinkung einer BSH-Lamelle</​caption>​
 </​figure>​ </​figure>​
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 **Eigenschaften von Brettschichtholz** **Eigenschaften von Brettschichtholz**
  
-  * Formstabiler und weitgehend rissminimierter Baustoff ​für den modernen Holzbau.+  * Formstabiler und weitgehend rissminimierter Baustoff ​für den modernen Holzbau.
   * Verbesserung der mechanischen Eigenschaften durch die Laminierung (Homogenisierungseffekt).   * Verbesserung der mechanischen Eigenschaften durch die Laminierung (Homogenisierungseffekt).
   * Die physikalischen Eigenschaften des Brettschichtholzes entsprechen zum Großteil denen der Einzelbretter aus Vollholz.   * Die physikalischen Eigenschaften des Brettschichtholzes entsprechen zum Großteil denen der Einzelbretter aus Vollholz.
-  * Möglichkeit ​der Realisierung wesentlich ​größerer ​Abmessungen (Breite, ​HöheLänge) als mit massivem Bauholz. +  * Möglichkeit ​der Realisierung wesentlich ​größerer ​Abmessungen (Breite, ​HöheLänge) als mit massivem Bauholz. 
-  * Neben einfachen, geraden Bauteilen ​können ​auch Bauteile mit variablem Querschnitt und/​oder ​Krümmung ​hergestellt werden.+  * Neben einfachen, geraden Bauteilen ​können ​auch Bauteile mit variablem Querschnitt und/​oder ​Krümmung ​hergestellt werden.
  
 ==== Brettsperrholz (BSP) ==== ==== Brettsperrholz (BSP) ====
  
-Im Unterschied zum linienförmigen ​Holzwerkstoff Brettschichtholz ist Brettsperrholz aus kreuzweise miteinander verklebten Lamellenlagen aufgebaut (Schichtstärken ​i.d.R. zwischen 20 mm und 40 mm). Dies ermöglicht ​erstmals einen (statisch relevanten) ​flächenförmigen ​Einsatz von Holz im Ingenieurholzbau (meist in Form von massiven Decken- oder Wandelementen). Die Brettsperrholzelemente sind in der Regel über ​die Dicke symmetrisch aufgebaut und bestehen aus mindestens drei Einzelschichten. ​Übliche ​Dimensionen von Brettsperrholz sind Elementstärken ​zwischen 60 mm und 300 mm (selten ​über ​400 mm), Elementbreiten von bis zu 3,0 m (vereinzelt bis zu 4,8 m) und Elementlängen ​von bis zu 18 m (vereinzelt bis zu 30 m); vergleiche Brandner et al. (2016) [(:​ref:​ihbv_Brandner_et_al_2016)]. Beim Einsatz der großen, ​vollständig ​aus Holz bestehenden,​ Elemente wird häufig ​von „Holz-Massivbauten“ gesprochen.+Im Unterschied zum linienförmigen ​Holzwerkstoff Brettschichtholz ist Brettsperrholz aus kreuzweise miteinander verklebten Lamellenlagen aufgebaut (Schichtstärken ​i.d.R. zwischen 20 mm und 40 mm). Dies ermöglicht ​erstmals einen (statisch relevanten) ​flächenförmigen ​Einsatz von Holz im Ingenieurholzbau (meist in Form von massiven Decken- oder Wandelementen). Die Brettsperrholzelemente sind in der Regel über die Dicke symmetrisch aufgebaut und bestehen aus mindestens drei Einzelschichten. ​Übliche ​Dimensionen von Brettsperrholz sind Elementstärken ​zwischen 60 mm und 300 mm (selten ​über 400 mm), Elementbreiten von bis zu 3,0 m (vereinzelt bis zu 4,8 m) und Elementlängen ​von bis zu 18 m (vereinzelt bis zu 30 m); vergleiche Brandner et al. (2016) [(:​ref:​ihbv_Brandner_et_al_2016)]. Beim Einsatz der großen, ​vollständig ​aus Holz bestehenden,​ Elemente wird häufig ​von „Holz-Massivbauten“ gesprochen.
  
 <figure abb_bsp> <figure abb_bsp>
-{{ :​ihbv:​maintenance_2018:​brettsperrholz.png?​400 |Brettsperrholz}} +{{ :​ihbv:​maintenance_2018:​brettsperrholz.png?​700 |Brettsperrholz}} 
-<​caption>​Brettsperrholz ​FIXME</​caption>​+<​caption>​Brettsperrholz</​caption>​
 </​figure>​ </​figure>​
  
 **Eigenschaften von Brettsperrholz** **Eigenschaften von Brettsperrholz**
  
-  * Ermöglicht ​zweidimensionale Lastabtragung. +  * Ermöglicht ​zweidimensionale Lastabtragung. 
-  * Formstabil in Längs- und Querrichtung. +  * Formstabil in Längs- und Querrichtung. 
-  * Mechanische Eigenschaften (Steifigkeit, ​Tragfähigkeit) der Elemente ​können ​(bis zu einem bestimmten Grad) über ​den Schichtaufbau gesteuert werden.+  * Mechanische Eigenschaften (Steifigkeit, ​Tragfähigkeit) der Elemente ​können ​(bis zu einem bestimmten Grad) über den Schichtaufbau gesteuert werden.
   * Verbesserung der mechanischen Eigenschaften der Einzellagen durch Homogenisierungseffekte.   * Verbesserung der mechanischen Eigenschaften der Einzellagen durch Homogenisierungseffekte.
   * Die physikalischen Eigenschaften des Brettsperrholzes entsprechen zum Großteil denen der Einzelbretter aus Vollholz.   * Die physikalischen Eigenschaften des Brettsperrholzes entsprechen zum Großteil denen der Einzelbretter aus Vollholz.
-  * Neben einfachen, geraden Bauteilen ​können ​mit entsprechenden Pressensystemen auch einfach oder sogar räumlich gekrümmte ​Bauteile hergestellt werden.+  * Neben einfachen, geraden Bauteilen ​können ​mit entsprechenden Pressensystemen auch einfach oder sogar räumlich gekrümmte ​Bauteile hergestellt werden.
   * Realisierung großer Spannweiten durch Kombination von BSP-Elementen mit BSH-Rippen (Rippendecke).   * Realisierung großer Spannweiten durch Kombination von BSP-Elementen mit BSH-Rippen (Rippendecke).
-  * Optimierung gewisser Aufgabenstellungen durch Kombination mit anderen Baustoffen ​möglich ​(z. B. Holz-Beton-Verbunddecken).+  * Optimierung gewisser Aufgabenstellungen durch Kombination mit anderen Baustoffen ​möglich ​(z. B. Holz-Beton-Verbunddecken).
  
-===== Oberflächenqualität ​von Holz =====+===== Oberflächenqualität ​von Holz =====
  
-Holz und Holzwerkstoffe (insbesondere Brettschichtholz und Brettsperrholz) sind mit verschiedenen ​Oberflächenqualitäten erhältlich ​und erfüllen ​so unterschiedlichste gestalterische ​AnsprücheFür Vollholz, Brettschichtholz und Brettsperrholz finden sich hierzu entsprechende Angaben in ON B 2215 (2017) [(:​ref:​ihbv_on_b_2215_2017)]. Eine weitere ​Aufschlüsselung für Brettschichtholz und Brettsperrholz findet sich in BS-Holz-Merkblatt (2017) [(:​ref:​ihbv_BSH_Merkblatt_2017)] und Brettsperrholz-Merkblatt (2016) [(:​ref:​ihbv_Brettsperrholz_Merkblatt_2016)] der Studiengemeinschaft Holzleimbau e.V. Ausschlaggebend ​für die Einteilung in die unterschiedlichen ​Qualitäten ​sind die Ausprägung ​und Häufigkeit ​sichtbarer Merkmale, wie z. B. ÄsteVerfärbungen, Harzgallen, Ausbesserungen,​ etc.+Holz und Holzwerkstoffe (insbesondere Brettschichtholz und Brettsperrholz) sind mit verschiedenen ​Oberflächenqualitäten erhältlich ​und erfüllen ​so unterschiedlichste gestalterische ​AnsprücheFür Vollholz, Brettschichtholz und Brettsperrholz finden sich hierzu entsprechende Angaben in ON B 2215 (2017) [(:​ref:​ihbv_on_b_2215_2017)]. Eine weitere ​Aufschlüsselung für Brettschichtholz und Brettsperrholz findet sich in BS-Holz-Merkblatt (2017) [(:​ref:​ihbv_BSH_Merkblatt_2017)] und Brettsperrholz-Merkblatt (2016) [(:​ref:​ihbv_Brettsperrholz_Merkblatt_2016)] der Studiengemeinschaft Holzleimbau e.V. Ausschlaggebend ​für die Einteilung in die unterschiedlichen ​Qualitäten ​sind die Ausprägung ​und Häufigkeit ​sichtbarer Merkmale, wie z. B. ÄsteVerfärbungen, Harzgallen, Ausbesserungen,​ etc.
  
-Beispielhaft sind in Tab. {{ref>​tab_bsh_oberflaechenqualitaeten}} die wesentlichsten, ​für BSH zu erfüllenden, Kriterien ​für die Oberflächenqualitäten ​„Industrie“,​ „Sicht“ und „Auslese“ ​gemäß ​BS-Holz-Merkblatt (2017) [(:​ref:​ihbv_BSH_Merkblatt_2017)],​ zusammengefasst.+Beispielhaft sind in Tab. {{ref>​tab_bsh_oberflaechenqualitaeten}} die wesentlichsten, ​für BSH zu erfüllenden, Kriterien ​für die Oberflächenqualitäten ​„Industrie“,​ „Sicht“ und „Auslese“ ​gemäß ​BS-Holz-Merkblatt (2017) [(:​ref:​ihbv_BSH_Merkblatt_2017)],​ zusammengefasst.
  
 <table tab_bsh_oberflaechenqualitaeten>​ <table tab_bsh_oberflaechenqualitaeten>​
-<​caption>​Oberflächenqualitäten ​von Brettschichtholz und die jeweils zu erfüllenden ​Kriterien in Anlehnung an BS-Holz-Merkblatt (2017) [(:​ref:​ihbv_BSH_Merkblatt_2017)]</​caption>​ +<​caption>​Oberflächenqualitäten ​von Brettschichtholz und die jeweils zu erfüllenden ​Kriterien in Anlehnung an BS-Holz-Merkblatt (2017) [(:​ref:​ihbv_BSH_Merkblatt_2017)]</​caption>​ 
-^    ^    ^  ​Qualitäten ​ ^^^+^    ^    ^  ​Qualitäten ​ ^^^
 ^Kriterium ​ ^  Beispiel ​ ^  Industrie ​ ^  Sicht  ^  Auslese ​ ^ ^Kriterium ​ ^  Beispiel ​ ^  Industrie ​ ^  Sicht  ^  Auslese ​ ^
-|festverwachsene ​Äste ​ ​| ​ {{:​ihbv:​maintenance_2018:​festverwachsene_aeste.png?​400|Festverwachsene Äste}} ​ |  zulässig ​ |  zulässig ​ |  zulässig ​ | +|festverwachsene ​Äste  ​| ​ {{:​ihbv:​maintenance_2018:​festverwachsene_aeste.png?​400|Festverwachsene Äste}} ​ |  zulässig ​ |  zulässig ​ |  zulässig ​ | 
-|ausgefallene ​Äste ​ ​| ​ {{:​ihbv:​maintenance_2018:​ausgefallene_lose_aeste.png?​400|Ausgefallene und lose Äste}} ​ |  zulässig ​ |  ∅ ≤ 20 mm sind zulässig; ∅ > 20 mm sind werkseitig zu ersetzen ​ |  sind werkseitig zu ersetzen ​ |+|ausgefallene ​Äste  ​| ​ {{:​ihbv:​maintenance_2018:​ausgefallene_lose_aeste.png?​400|Ausgefallene und lose Äste}} ​ |  zulässig ​ |  ∅ ≤ 20 mm sind zulässig; ∅ > 20 mm sind werkseitig zu ersetzen ​ |  sind werkseitig zu ersetzen ​ |
 |Harzgallen ​ |  {{:​ihbv:​maintenance_2018:​harzgallen.png?​400|Harzgallen}} ​ |  zulässig ​ |  bis 5 mm breite Harzgallen sind zulässig ​ |  bis 3 mm breite Harzgallen sind zulässig ​ | |Harzgallen ​ |  {{:​ihbv:​maintenance_2018:​harzgallen.png?​400|Harzgallen}} ​ |  zulässig ​ |  bis 5 mm breite Harzgallen sind zulässig ​ |  bis 3 mm breite Harzgallen sind zulässig ​ |
-|Mittels Astlochstopfen,​ „Schiffchen“ oder Füllmassen ​ausgebesserte ​Äste ​und Fehlstellen ​ |  {{:​ihbv:​maintenance_2018:​astlochstopfen.png?​400|Mittels Astlochstopfen,​ „Schiffchen“ oder Füllmassen ​ausgebesserte ​Äste ​und Fehlstellen}} ​ |  nicht erforderlich ​ |  zulässig ​ |  zulässig ​ |+|Mittels Astlochstopfen,​ „Schiffchen“ oder Füllmassen ​ausgebesserte ​Äste und Fehlstellen ​ |  {{:​ihbv:​maintenance_2018:​astlochstopfen.png?​400|Mittels Astlochstopfen,​ „Schiffchen“ oder Füllmassen ​ausgebesserte ​Äste und Fehlstellen}} ​ |  nicht erforderlich ​ |  zulässig ​ |  zulässig ​ |
 |Insektenbefall ​ |  {{:​ihbv:​maintenance_2018:​insektenbefall.png?​400|Insektenbefall}} ​ |  zulässig sind Fraßgänge bis 2 mm  |  zulässig sind Fraßgänge bis 2 mm  |  nicht zulässig ​ | |Insektenbefall ​ |  {{:​ihbv:​maintenance_2018:​insektenbefall.png?​400|Insektenbefall}} ​ |  zulässig sind Fraßgänge bis 2 mm  |  zulässig sind Fraßgänge bis 2 mm  |  nicht zulässig ​ |
 |Markröhre ​ |  {{:​ihbv:​maintenance_2018:​markroehre.png?​400|Markröhre}} ​ |  zulässig ​ |  zulässig ​ |  an der Sichtfläche sichtbar verbleibender Decklamellen austretende Markröhren sind unzulässig ​ | |Markröhre ​ |  {{:​ihbv:​maintenance_2018:​markroehre.png?​400|Markröhre}} ​ |  zulässig ​ |  zulässig ​ |  an der Sichtfläche sichtbar verbleibender Decklamellen austretende Markröhren sind unzulässig ​ |
 |Breite von Schwindrissen ​ |  {{:​ihbv:​maintenance_2018:​schwindrisse.png?​400|Schwindrisse}} ​ |  ohne Begrenzung ​ |  bis 4 mm  |  bis 3 mm  | |Breite von Schwindrissen ​ |  {{:​ihbv:​maintenance_2018:​schwindrisse.png?​400|Schwindrisse}} ​ |  ohne Begrenzung ​ |  bis 4 mm  |  bis 3 mm  |
-|Verfärbungen ​infolge ​Bläue ​sowie rote und braune nagelfeste Streifen ​ |  {{:​ihbv:​maintenance_2018:​verfaerbungen.png?​400|Verfärbungen}} ​ |  ohne Begrenzung ​ |  bis zu 10 % der sichtbaren Oberfläche des gesamten Bauteils ​ |  unzulässig ​ |+|Verfärbungen ​infolge ​Bläue ​sowie rote und braune nagelfeste Streifen ​ |  {{:​ihbv:​maintenance_2018:​verfaerbungen.png?​400|Verfärbungen}} ​ |  ohne Begrenzung ​ |  bis zu 10 % der sichtbaren Oberfläche des gesamten Bauteils ​ |  unzulässig ​ |
 |Schimmelbefall ​ |  {{:​ihbv:​maintenance_2018:​schimmelbefall.png?​400|Schimmelbefall}} ​ |  unzulässig ​ |  unzulässig ​ |  unzulässig ​ | |Schimmelbefall ​ |  {{:​ihbv:​maintenance_2018:​schimmelbefall.png?​400|Schimmelbefall}} ​ |  unzulässig ​ |  unzulässig ​ |  unzulässig ​ |
-|Bearbeitung der Oberfläche ​ ​| ​ {{:​ihbv:​maintenance_2018:​oberflaeche.png?​400|Oberfläche}} ​ |  egalisiert ​ |  gehobelt und gefast; Hobelschläge zulässig bis 0,5 mm Tiefe  |  gehobelt und gefast; Hobelschläge zulässig bis 0,5 mm Tiefe  |+|Bearbeitung der Oberfläche ​ ​| ​ {{:​ihbv:​maintenance_2018:​oberflaeche.png?​400|Oberfläche}} ​ |  egalisiert ​ |  gehobelt und gefast; Hobelschläge zulässig bis 0,5 mm Tiefe  |  gehobelt und gefast; Hobelschläge zulässig bis 0,5 mm Tiefe  |
 </​table>​ </​table>​
  
 ===== Dauerhaftigkeit von Holz und Holzwerkstoffen (Holzschutz) ===== ===== Dauerhaftigkeit von Holz und Holzwerkstoffen (Holzschutz) =====
  
-Die Dauerhaftigkeit von Holzkonstruktionen ​hängt ​wesentlich von den getroffenen Holzschutzmaßnahmen ab. Allgemein gilt, dass vor freier Bewitterung ​geschütztes, im trockenen Zustand befindliches und in einem (annähernd) stabilen Klima eingesetztes Holz sehr dauerhaft ist. Im Umkehrschluss wird die Lebensdauer von Holz durch Luftfeuchteschwankungen (und damit verbundene Holzfeuchteschwankungen),​ Sonneneinstrahlung,​ Regen (direkt oder indirekt ​über ​Spritzwasser) aber auch übermäßige ​Temperaturwechsel herabgesetzt. Der wesentlichste Aspekt bei der Verwendung von Holz und Holzwerkstoffen ist und bleibt jedoch deren Schutz vor ständiger ​Durchfeuchtung;​ vergleiche Abschnitte [[ihbv:​maintenance_2018:​infos_timber:​timber#​nutzungs-_und_gebrauchsklassen|Nutzungs- und Gebrauchsklassen]] und [[ihbv:​maintenance_2018:​infos_timber:​timber#​holzschutzmassnahmen|Holzschutzmaßnahmen]].+Die Dauerhaftigkeit von Holzkonstruktionen ​hängt ​wesentlich von den getroffenen Holzschutzmaßnahmen ab. Allgemein gilt, dass vor freier Bewitterung ​geschütztes, im trockenen Zustand befindliches und in einem (annähernd) stabilen Klima eingesetztes Holz sehr dauerhaft ist. Im Umkehrschluss wird die Lebensdauer von Holz durch Luftfeuchteschwankungen (und damit verbundene Holzfeuchteschwankungen),​ Sonneneinstrahlung,​ Regen (direkt oder indirekt ​über Spritzwasser) aber auch übermäßige ​Temperaturwechsel herabgesetzt. Der wesentlichste Aspekt bei der Verwendung von Holz und Holzwerkstoffen ist und bleibt jedoch deren Schutz vor ständiger ​Durchfeuchtung;​ vergleiche Abschnitte [[ihbv:​maintenance_2018:​infos_timber:​timber#​nutzungs-_und_gebrauchsklassen|Nutzungs- und Gebrauchsklassen]] und [[ihbv:​maintenance_2018:​infos_timber:​timber#​holzschutzmassnahmen|Holzschutzmaßnahmen]].
  
 ==== Wesentliches zum Thema Holzfeuchte ==== ==== Wesentliches zum Thema Holzfeuchte ====
  
-Um die Holzfeuchteschwankungen in Grenzen zu halten, sollte bei der Errichtung eines Bauwerks darauf geachtet werden, dass die Holzbauteile bereits beim Einbau eine Holzfeuchte besitzen, welche der sich einstellenden Holzfeuchte aufgrund der späteren Klimaverhältnisse ​(Ausgleichsfeuchte;​ vergleiche Abschnitt [[ihbv:​maintenance_2018:​infos_timber:​timber#​holzfeuchte|Holzfeuchte]]) entspricht. Dadurch kann die Bildung von übermäßigen ​Schwindrissen sowie der Aufbau von, konstruktiv mitunter problematischen,​ Eigenspannungen ​einschränkt ​werden. ​Unabhängig ​davon soll die Holzfeuchte bei der Anlieferung durch den Hersteller jedoch maximal 18 % für Vollholz und Massivholzprodukte und 15 % für Holzwerkstoffe betragen; vergl. ON B 1995-1-1 (2015) [(:​ref:​ihbv_on_en_1995_1_1_2015)] sowie ON B 3802-2 (2015) [(:​ref:​ihbv_on_b_3802_2_2015)].+Um die Holzfeuchteschwankungen in Grenzen zu halten, sollte bei der Errichtung eines Bauwerks darauf geachtet werden, dass die Holzbauteile bereits beim Einbau eine Holzfeuchte besitzen, welche der sich einstellenden Holzfeuchte aufgrund der späteren Klimaverhältnisse ​(Ausgleichsfeuchte;​ vergleiche Abschnitt [[ihbv:​maintenance_2018:​infos_timber:​timber#​holzfeuchte|Holzfeuchte]]) entspricht. Dadurch kann die Bildung von übermäßigen ​Schwindrissen sowie der Aufbau von, konstruktiv mitunter problematischen,​ Eigenspannungen ​einschränkt ​werden. ​Unabhängig ​davon soll die Holzfeuchte bei der Anlieferung durch den Hersteller jedoch maximal 18 % für Vollholz und Massivholzprodukte und 15 % für Holzwerkstoffe betragen; vergl. ON B 1995-1-1 (2015) [(:​ref:​ihbv_on_en_1995_1_1_2015)] sowie ON B 3802-2 (2015) [(:​ref:​ihbv_on_b_3802_2_2015)].
  
-Eine über ​einen längeren ​Zeitraum bestehende ​erhöhte ​Holzfeuchte (> 20 %) kann zu einer erheblichen ​Beeinträchtigung ​der Dauerhaftigkeit ​führen. Als Beispiele ​können angeführt ​werden:+Eine über einen längeren ​Zeitraum bestehende ​erhöhte ​Holzfeuchte (> 20 %) kann zu einer erheblichen ​Beeinträchtigung ​der Dauerhaftigkeit ​führen. Als Beispiele ​können angeführt ​werden:
  
   * Verringerung der mechanischen Eigenschaften (Festigkeit/​Steifigkeit)   * Verringerung der mechanischen Eigenschaften (Festigkeit/​Steifigkeit)
-  * Lösen ​der Klebefugen bei geschichteten Holzwerkstoffen (Delaminierung) +  * Lösen ​der Klebefugen bei geschichteten Holzwerkstoffen (Delaminierung) 
-  * Erhöhte Anfälligkeit gegenüber ​Pilzen sowie Begünstigung ​des Holzabbaus +  * Erhöhte Anfälligkeit gegenüber ​Pilzen sowie Begünstigung ​des Holzabbaus 
-  * Erhöhte ​Korrosionsgefahr ​für Verbindungsmittel aus Stahl; vergl. Abschnitte [[ihbv:​maintenance_2018:​infos_timber:​hinweise_ueberpruefung_ingenieurholzbauten#​generelle_kriterien_für_holzbauteile|Generelle Kriterien ​für Holzbauteile]] und [[ihbv:​maintenance_2018:​infos_timber:​stahlbauteile_im_holzbau#​stahl-holzverbindungen|Stahl-Holzverbindungen]]+  * Erhöhte ​Korrosionsgefahr ​für Verbindungsmittel aus Stahl; vergl. Abschnitte [[ihbv:​maintenance_2018:​infos_timber:​hinweise_ueberpruefung_ingenieurholzbauten#​generelle_kriterien_für_holzbauteile|Generelle Kriterien ​für Holzbauteile]] und [[ihbv:​maintenance_2018:​infos_timber:​stahlbauteile_im_holzbau#​stahl-holzverbindungen|Stahl-Holzverbindungen]]
  
-Holzfeuchten in dieser ​Größenordnung können ​beispielsweise durch eine Klimaveränderung ​in Folge einer Nutzungsänderung, falscher Nutzung oder Umbauarbeiten hervorgerufen werden; vergl. Abschnitt [[ihbv:​maintenance_2018:​general:​materialunabhaengige_hintergrundinformationen#​umbauten_und_oder_änderung_der_nutzung|Umbauten und/​oder ​Änderung ​der Nutzung]]. Durchfeuchtungen von Holzbauteilen ​können ​aber auch als Folgewirkung von Schäden ​an anderen Bauteilen (z. B. schadhafte Dachabdichtung) auftreten. Eine sachgerechte Nutzung sowie regelmäßige ​(Eigen-)Überprüfungen ​der Tragstruktur tragen somit entscheidend zur Dauerhaftigkeit des Gebäudes ​bei.+Holzfeuchten in dieser ​Größenordnung können ​beispielsweise durch eine Klimaveränderung ​in Folge einer Nutzungsänderung, falscher Nutzung oder Umbauarbeiten hervorgerufen werden; vergl. Abschnitt [[ihbv:​maintenance_2018:​general:​materialunabhaengige_hintergrundinformationen#​umbauten_und_oder_änderung_der_nutzung|Umbauten und/​oder ​Änderung ​der Nutzung]]. Durchfeuchtungen von Holzbauteilen ​können ​aber auch als Folgewirkung von Schäden ​an anderen Bauteilen (z. B. schadhafte Dachabdichtung) auftreten. Eine sachgerechte Nutzung sowie regelmäßige ​(Eigen-)Überprüfungen ​der Tragstruktur tragen somit entscheidend zur Dauerhaftigkeit des Gebäudes ​bei.
  
 ==== Folgeerscheinungen von fehlendem oder mangelhaftem Holzschutz ==== ==== Folgeerscheinungen von fehlendem oder mangelhaftem Holzschutz ====
  
-Für die weiteren ​Ausführungen ​in diesem Abschnitt sei zunächst ​festgehalten,​ dass die angesprochenen Folgeerscheinungen eines fehlenden oder mangelhaften Holzschutzes nicht zwingend einen unmittelbaren Einfluss auf die Tragfähigkeit ​oder Gebrauchstauglichkeit eines Holzbauteils haben müssen. Zum Teil können ​diese sogar bewusst eingesetzt werden, um einen gewünschten ​optischen Effekt zu erzielen (z. B. Vergrauen der Holzoberfläche). Bei gehäuftem ​und vor allem nicht erwartetem Auftreten sollte jedoch eine fachkundige Person zu Rate gezogen werden.+Für die weiteren ​Ausführungen ​in diesem Abschnitt sei zunächst ​festgehalten,​ dass die angesprochenen Folgeerscheinungen eines fehlenden oder mangelhaften Holzschutzes nicht zwingend einen unmittelbaren Einfluss auf die Tragfähigkeit ​oder Gebrauchstauglichkeit eines Holzbauteils haben müssen. Zum Teil können ​diese sogar bewusst eingesetzt werden, um einen gewünschten ​optischen Effekt zu erzielen (z. B. Vergrauen der Holzoberfläche). Bei gehäuftem ​und vor allem nicht erwartetem Auftreten sollte jedoch eine fachkundige Person zu Rate gezogen werden.
  
-**Frei bewitterte ​Oberflächen**+**Frei bewitterte ​Oberflächen**
  
-UV-Einstrahlung ​führt ​nach längerer ​Einwirkung zu starker ​Bräunung ​der Holzoberflächen. Dabei erfolgt vor allem ein örtlicher ​Ligninabbau an der Oberfläche, wodurch diese vergilbt bzw. eine braune ​Färbung ​annimmt. ​Ständige ​Bewitterung (Regen) ​wäscht ​hingegen ​wasserlösliche ​Abbauprodukte aus. Auf der feuchten ​Oberfläche können ​dunkelfarbige Schimmelpilze wachsen, welche den Braunton ​überlagern ​und eine graue Verfärbung ​der Holzoberfläche ​bewirken.+UV-Einstrahlung ​führt ​nach längerer ​Einwirkung zu starker ​Bräunung ​der Holzoberflächen. Dabei erfolgt vor allem ein örtlicher ​Ligninabbau an der Oberfläche, wodurch diese vergilbt bzw. eine braune ​Färbung ​annimmt. ​Ständige ​Bewitterung (Regen) ​wäscht ​hingegen ​wasserlösliche ​Abbauprodukte aus. Auf der feuchten ​Oberfläche können ​dunkelfarbige Schimmelpilze wachsen, welche den Braunton ​überlagern ​und eine graue Verfärbung ​der Holzoberfläche ​bewirken.
  
-Des Weiteren kann die Beanspruchung durch eine freie Bewitterung zu einem Abbau vorhandener Anstriche, zu einer Aufrauung der Holzoberfläche ​und zur Rissbildung ​führen. Insbesondere ​Stirnflächen ​sowie Oberseiten von Holzkonstruktionen sollten demzufolge stets abgedeckt werden (Holz- oder Blechabdeckungen).+Des Weiteren kann die Beanspruchung durch eine freie Bewitterung zu einem Abbau vorhandener Anstriche, zu einer Aufrauung der Holzoberfläche ​und zur Rissbildung ​führen. Insbesondere ​Stirnflächen ​sowie Oberseiten von Holzkonstruktionen sollten demzufolge stets abgedeckt werden (Holz- oder Blechabdeckungen).
  
 <figure abb_bsh_risse_absplitterungen>​ <figure abb_bsh_risse_absplitterungen>​
-{{ :​ihbv:​maintenance_2018:​bsh_risse_absplitterungen.png?​650 |Risse und Absplitterungen sowie Auswaschungen und Verfärbungen ​einer BSH-Oberfläche}}+{{ :​ihbv:​maintenance_2018:​bsh_risse_absplitterungen.png?​650 |Risse und Absplitterungen sowie Auswaschungen und Verfärbungen ​einer BSH-Oberfläche}}
 <​caption>​Risse und Absplitterungen sowie Auswaschungen und Verfärbungen einer BSH-Oberfläche</​caption>​ <​caption>​Risse und Absplitterungen sowie Auswaschungen und Verfärbungen einer BSH-Oberfläche</​caption>​
 </​figure>​ </​figure>​
  
-Die am häufigsten ​bei Holz oder Holzwerkstoffen auftretenden Risse sind so genannte „Schwindrisse“,​ welche durch Volumenveränderungen ​(Schwinden/​Quellen) infolge von ungleichmäßiger ​Holzfeuchteverteilung bzw. -änderung ​(z. B. in Verbindung mit starker Bewitterung) entstehen. Schwindrisse ​können ​direkt im Holz oder auch entlang einer Klebefuge (Delaminierung) auftreten und wirken sich – bei Einhaltung bestimmter Grenzwerte – im Allgemeinen nicht auf die Tragfähigkeit ​des Bauteils aus, die mechanischen Eigenschaften bleiben nahezu ​unverändert.+Die am häufigsten ​bei Holz oder Holzwerkstoffen auftretenden Risse sind so genannte „Schwindrisse“,​ welche durch Volumenveränderungen ​(Schwinden/​Quellen) infolge von ungleichmäßiger ​Holzfeuchteverteilung bzw. -änderung ​(z. B. in Verbindung mit starker Bewitterung) entstehen. Schwindrisse ​können ​direkt im Holz oder auch entlang einer Klebefuge (Delaminierung) auftreten und wirken sich – bei Einhaltung bestimmter Grenzwerte – im Allgemeinen nicht auf die Tragfähigkeit ​des Bauteils aus, die mechanischen Eigenschaften bleiben nahezu ​unverändert.
  
-Risse können ​jedoch auch infolge einer (häufig ​lokalen) ​Überbeanspruchung ​auftreten. Im Rahmen von Intervall- oder Sonderüberprüfungen ​ist demzufolge auch auf lokale Rissbildungen zu achten. Diese können ​beispielsweise im Bereich von Verbindungen (insbesondere ​Queranschlüssen) oder Ausklinkungen auftreten.+Risse können ​jedoch auch infolge einer (häufig ​lokalen) ​Überbeanspruchung ​auftreten. Im Rahmen von Intervall- oder Sonderüberprüfungen ​ist demzufolge auch auf lokale Rissbildungen zu achten. Diese können ​beispielsweise im Bereich von Verbindungen (insbesondere ​Queranschlüssen) oder Ausklinkungen auftreten.
  
-Ein Richtmaß ​für Grenzwerte von (Schwind-)Rissen kann mit 90 mm Tiefe oder 1/6 der Querschnittsbreite von jeder Seite (1/8 der Querschnittsbreite bei Querzugbeanspruchung) – gemessen mit einer 0,1 mm Fühlerlehre ​– gesetzt werden; vergl. Blaß et al. (2016) [(:​ref:​ihbv_Blass_et_al_2016)]. Werden Risse festgestellt,​ welche diese Grenzwerte ​überschreiten ​oder anderwärtig auffällig ​sind, ist eine fachkundige Person heranzuziehen.+Ein Richtmaß ​für Grenzwerte von (Schwind-)Rissen kann mit 90 mm Tiefe oder 1/6 der Querschnittsbreite von jeder Seite (1/8 der Querschnittsbreite bei Querzugbeanspruchung) – gemessen mit einer 0,1 mm Fühlerlehre ​– gesetzt werden; vergl. Blaß et al. (2016) [(:​ref:​ihbv_Blass_et_al_2016)]. Werden Risse festgestellt,​ welche diese Grenzwerte ​überschreiten ​oder anderwärtig auffällig ​sind, ist eine fachkundige Person heranzuziehen.
  
 <figure abb_bsh_schwindrisse_delaminierung>​ <figure abb_bsh_schwindrisse_delaminierung>​
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-Eine auf Dauer erhöhte ​Holzfeuchte (> 20 %) kann, je nach Holzart, zum Auftreten von holzverfärbenden ​und/​oder ​holzzerstörenden ​Pilzen ​führen.+Eine auf Dauer erhöhte ​Holzfeuchte (> 20 %) kann, je nach Holzart, zum Auftreten von holzverfärbenden ​und/​oder ​holzzerstörenden ​Pilzen ​führen.
  
-Holzverfärbende ​Pilze (i. A. Bläuepilze ​und Schimmelpilze) rufen im Holz verschiedene ​Verfärbungen ​hervor, welche jedoch die mechanischen Eigenschaften des Holzes nicht verändern. Bei Holz, welches ​über ​eine längere ​Zeit sehr feucht ist, können ​auch Algen, Moose und Flechten die Holzoberfläche ​besiedeln. Diese haben zwar keine direkt ​schädigende ​Wirkung auf das Tragverhalten des betroffenen Holzbauteiles,​ behindern jedoch dessen Austrocknung,​ wodurch es zu sekundären ​Schadensbildern (z. B. Holzabbau) kommen kann. Demzufolge sollte im Rahmen von Wartungsarbeiten – neben der Behebung der eigentlichen Ursache – die Holzoberfläche ​von jeglichen wasserspeichernden ​Gewächsen ​befreit werden.+Holzverfärbende ​Pilze (i. A. Bläuepilze ​und Schimmelpilze) rufen im Holz verschiedene ​Verfärbungen ​hervor, welche jedoch die mechanischen Eigenschaften des Holzes nicht verändern. Bei Holz, welches ​über eine längere ​Zeit sehr feucht ist, können ​auch Algen, Moose und Flechten die Holzoberfläche ​besiedeln. Diese haben zwar keine direkt ​schädigende ​Wirkung auf das Tragverhalten des betroffenen Holzbauteiles,​ behindern jedoch dessen Austrocknung,​ wodurch es zu sekundären ​Schadensbildern (z. B. Holzabbau) kommen kann. Demzufolge sollte im Rahmen von Wartungsarbeiten – neben der Behebung der eigentlichen Ursache – die Holzoberfläche ​von jeglichen wasserspeichernden ​Gewächsen ​befreit werden.
  
 <figure abb_schimmelbildung>​ <figure abb_schimmelbildung>​
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 </​figure>​ </​figure>​
  
-Holzzerstörende ​Pilze bewirken einen direkten Holzabbau und müssen ​somit entfernt und die Pilzsporen ​abgetötet ​werden. Diese Instandsetzungsarbeit ist von einem fachkundigen Unternehmen ​auszuführen.+Holzzerstörende ​Pilze bewirken einen direkten Holzabbau und müssen ​somit entfernt und die Pilzsporen ​abgetötet ​werden. Diese Instandsetzungsarbeit ist von einem fachkundigen Unternehmen ​auszuführen.
  
-Ein Befall durch Insekten kann die Tragfähigkeit ​des Holzes erheblich vermindern, ist jedoch nicht immer an eine erhöhte ​Holzfeuchtigkeit gebunden. Ausgangspunkt ​für einen Befall sind meist Risse, Rinden- und Bastreste sowie Knotenpunkte vom Tragsystem.+Ein Befall durch Insekten kann die Tragfähigkeit ​des Holzes erheblich vermindern, ist jedoch nicht immer an eine erhöhte ​Holzfeuchtigkeit gebunden. Ausgangspunkt ​für einen Befall sind meist Risse, Rinden- und Bastreste sowie Knotenpunkte vom Tragsystem.
  
-Grundsätzlich ​kann festgehalten werden, dass bei der Feststellung eines Pilz- oder Insektenbefalls eine fachkundige Person zur Rate gezogen werden soll.+Grundsätzlich ​kann festgehalten werden, dass bei der Feststellung eines Pilz- oder Insektenbefalls eine fachkundige Person zur Rate gezogen werden soll.
  
 ===== Nutzungs- und Gebrauchsklassen ===== ===== Nutzungs- und Gebrauchsklassen =====
  
-Um die von der Holzfeuchte ​abhängigen ​mechanischen Eigenschaften (Tragfähigkeit ​und Steifigkeit) von Holz bzw. Holzwerkstoffen bei der Beurteilung von Holztragwerken ​berücksichtigen ​zu könnenmüssen ​die einzelnen Tragwerksteile bestimmten Nutzungsklassen (NKL) zugewiesen werden. Diese kennzeichnen die klimatischen ​Verhältnisse ​der Umgebung der Bauteile ​während ​der gesamten Nutzungsdauer. In Tab. {{ref>​tab_nutzungsklassen_ec5}} sind die in ON EN 1995-1-1 (2015) [(:​ref:​ihbv_on_en_1995_1_1_2015)] definierten drei Nutzungsklassen mit ihren jeweiligen Beschreibungen ​angeführt.+Um die von der Holzfeuchte ​abhängigen ​mechanischen Eigenschaften (Tragfähigkeit ​und Steifigkeit) von Holz bzw. Holzwerkstoffen bei der Beurteilung von Holztragwerken ​berücksichtigen ​zu könnenmüssen ​die einzelnen Tragwerksteile bestimmten Nutzungsklassen (NKL) zugewiesen werden. Diese kennzeichnen die klimatischen ​Verhältnisse ​der Umgebung der Bauteile ​während ​der gesamten Nutzungsdauer. In Tab. {{ref>​tab_nutzungsklassen_ec5}} sind die in ON EN 1995-1-1 (2015) [(:​ref:​ihbv_on_en_1995_1_1_2015)] definierten drei Nutzungsklassen mit ihren jeweiligen Beschreibungen ​angeführt.
  
 <table tab_nutzungsklassen_ec5>​ <table tab_nutzungsklassen_ec5>​
 <​caption>​Nutzungsklassen im Holzbau nach ON EN 1995-1-1 (2015) [(:​ref:​ihbv_on_en_1995_1_1_2015)]</​caption>​ <​caption>​Nutzungsklassen im Holzbau nach ON EN 1995-1-1 (2015) [(:​ref:​ihbv_on_en_1995_1_1_2015)]</​caption>​
 ^  Nutzungsklasse ​ ^Beschreibung ​ ^ ^  Nutzungsklasse ​ ^Beschreibung ​ ^
-^  1  |Die Nutzungsklasse 1 ist gekennzeichnet durch einen Feuchtegehalt in den Baustoffen, der einer Temperatur von 20 °C und einer relativen Luftfeuchte der umgebenden Luft entspricht, die nur für einige Wochen pro Jahr einen Wert von 65 % übersteigt. In Nutzungsklasse 1 übersteigt ​der mittlere Feuchtegehalt der meisten ​Nadelhölzer ​nicht 12 %.  | +^  1  |Die Nutzungsklasse 1 ist gekennzeichnet durch einen Feuchtegehalt in den Baustoffen, der einer Temperatur von 20 °C und einer relativen Luftfeuchte der umgebenden Luft entspricht, die nur für einige Wochen pro Jahr einen Wert von 65 % übersteigt. In Nutzungsklasse 1 übersteigt ​der mittlere Feuchtegehalt der meisten ​Nadelhölzer ​nicht 12 %.  | 
-^  2  |Die Nutzungsklasse 2 ist gekennzeichnet durch einen Feuchtegehalt in den Baustoffen, der einer Temperatur von 20 °C und einer relativen Luftfeuchte der umgebenden Luft entspricht, die nur für einige Wochen pro Jahr einen Wert von 85 % übersteigt. In Nutzungsklasse 2 übersteigt ​der mittlere Feuchtegehalt der meisten ​Nadelhölzer ​nicht 20 %.  | +^  2  |Die Nutzungsklasse 2 ist gekennzeichnet durch einen Feuchtegehalt in den Baustoffen, der einer Temperatur von 20 °C und einer relativen Luftfeuchte der umgebenden Luft entspricht, die nur für einige Wochen pro Jahr einen Wert von 85 % übersteigt. In Nutzungsklasse 2 übersteigt ​der mittlere Feuchtegehalt der meisten ​Nadelhölzer ​nicht 20 %.  | 
-^  3  |Die Nutzungsklasse 3 erfasst Klimabedingungen,​ die zu höheren ​Feuchtegehalten als in Nutzungsklasse 2 führen.  |+^  3  |Die Nutzungsklasse 3 erfasst Klimabedingungen,​ die zu höheren ​Feuchtegehalten als in Nutzungsklasse 2 führen.  |
 </​table>​ </​table>​
  
-Die biologische Dauerhaftigkeit von Holz und Holzwerkstoffen wird durch die Einteilung in Gebrauchsklassen (GK) gemäß ​ON B 3802-1 (2015) [(:​ref:​ihbv_on_b_3802_1_2015)] spezifiziert. Eine vergleichbare Definition von Gebrauchsklassen findet sich in ON EN 335 (2013) [(:​ref:​ihbv_on_en_335_2013)],​ wobei hier auch marine Organismen ​berücksichtigt ​werden. Die der ON B 3802-1 (2015) [(:​ref:​ihbv_on_b_3802_1_2015)] entnommene Tab. {{ref>​tab_gebrauchsklassen_on_b_3802-1_2015}} zeigt, bei welcher Holzfeuchtigkeit bzw. in welchem Anwendungsbereich mit welchen ​Gefährdungen ​gerechnet werden muss. In diesem Zusammenhang ist noch darauf hinzuweisen,​ dass die tatsächlich ​auftretenden Gebrauchsbedingungen mitunter stark vom geographischen Standort des betreffenden ​Gebäudes, des eingesetzten Materials sowie der gewählten ​Konstruktion ​abhängen; vergl. ON EN 335 (2013) [(:​ref:​ihbv_on_en_335_2013)]. Im Zweifel sollte eine entsprechende Expertise eingeholt werden.+Die biologische Dauerhaftigkeit von Holz und Holzwerkstoffen wird durch die Einteilung in Gebrauchsklassen (GK) gemäß ​ON B 3802-1 (2015) [(:​ref:​ihbv_on_b_3802_1_2015)] spezifiziert. Eine vergleichbare Definition von Gebrauchsklassen findet sich in ON EN 335 (2013) [(:​ref:​ihbv_on_en_335_2013)],​ wobei hier auch marine Organismen ​berücksichtigt ​werden. Die der ON B 3802-1 (2015) [(:​ref:​ihbv_on_b_3802_1_2015)] entnommene Tab. {{ref>​tab_gebrauchsklassen_on_b_3802-1_2015}} zeigt, bei welcher Holzfeuchtigkeit bzw. in welchem Anwendungsbereich mit welchen ​Gefährdungen ​gerechnet werden muss. In diesem Zusammenhang ist noch darauf hinzuweisen,​ dass die tatsächlich ​auftretenden Gebrauchsbedingungen mitunter stark vom geographischen Standort des betreffenden ​Gebäudes, des eingesetzten Materials sowie der gewählten ​Konstruktion ​abhängen; vergl. ON EN 335 (2013) [(:​ref:​ihbv_on_en_335_2013)]. Im Zweifel sollte eine entsprechende Expertise eingeholt werden.
  
 <table tab_gebrauchsklassen_on_b_3802-1_2015>​ <table tab_gebrauchsklassen_on_b_3802-1_2015>​
-<​caption>​Gebrauchsklassen ​gemäß ​ON B 3802-1 (2015) [(:​ref:​ihbv_on_b_3802_1_2015)] - überarbeitet ​und ergänzt</​caption>​ +<​caption>​Gebrauchsklassen ​gemäß ​ON B 3802-1 (2015) [(:​ref:​ihbv_on_b_3802_1_2015)] - überarbeitet ​und ergänzt</​caption>​ 
-^  Gebrauchsklasse (GK) <​sup>​3)</​sup> ​ ^^  Holzfeuchtigkeit ​ ^  Einbausituation <​sup>​1)</​sup> ​ ^  ​Gefährdung ​durch  ^ +^  Gebrauchsklasse (GK) <​sup>​3)</​sup> ​ ^^  Holzfeuchtigkeit ​ ^  Einbausituation <​sup>​1)</​sup> ​ ^  ​Gefährdung ​durch  ^ 
-^  :::  ^^  :::  ^  :::  ^  Insekten ​ ^  Pilze <​sup>​2)</​sup> ​ ^  ​Moderfäule ​ ^ +^  :::  ^^  :::  ^  :::  ^  Insekten ​ ^  Pilze <​sup>​2)</​sup> ​ ^  ​Moderfäule ​ ^ 
-|  0\\  (1)  ||Holzfeuchtigkeit ​ständig ​maximal 20 %; mittlere relative Luftfeuchtigkeit maximal 85 %; relative Luftfeuchtigkeit nur kurzfristig ​über ​85 %  |Holz in Räumen ​mit üblichem ​Wohnklima oder vergleichbaren ​Räumen ​verbaut ​ |  Nein  |  Nein  |  Nein  | +|  0\\  (1)  ||Holzfeuchtigkeit ​ständig ​maximal 20 %; mittlere relative Luftfeuchtigkeit maximal 85 %; relative Luftfeuchtigkeit nur kurzfristig ​über 85 %  |Holz in Räumen ​mit üblichem ​Wohnklima oder vergleichbaren ​Räumen ​verbaut ​ |  Nein  |  Nein  |  Nein  | 
-|  1\\  (1)  ||Holzfeuchtigkeit ​ständig ​maximal 20 %; mittlererelative Luftfeuchtigkeit maximal 85 %; relative Luftfeuchtigkeit nur kurzfristig ​über ​85 %  |Holz unter Dach, nicht der Bewitterung und keiner Befeuchtung ausgesetzt ​ |  Ja  |  Nein  |  Nein  | +|  1\\  (1)  ||Holzfeuchtigkeit ​ständig ​maximal 20 %; mittlererelative Luftfeuchtigkeit maximal 85 %; relative Luftfeuchtigkeit nur kurzfristig ​über 85 %  |Holz unter Dach, nicht der Bewitterung und keiner Befeuchtung ausgesetzt ​ |  Ja  |  Nein  |  Nein  | 
-|  2\\  (2)  ||Holzfeuchtigkeit gelegentlich kurzfristig ​über ​20 %; mittlere relative Luftfeuchtigkeit ​über ​85 %  |Holz unter Dach, nicht der Bewitterung ausgesetzt; eine hohe Umgebungsfeuchtigkeit oder Feuchteeintrag,​ z. B. aus Kondensation,​ kann zu gelegentlicher Befeuchtung ​führen ​ ​| ​ Ja  |  Ja  |  Nein  | +|  2\\  (2)  ||Holzfeuchtigkeit gelegentlich kurzfristig ​über 20 %; mittlere relative Luftfeuchtigkeit ​über 85 %  |Holz unter Dach, nicht der Bewitterung ausgesetzt; eine hohe Umgebungsfeuchtigkeit oder Feuchteeintrag,​ z. B. aus Kondensation,​ kann zu gelegentlicher Befeuchtung ​führen ​ ​| ​ Ja  |  Ja  |  Nein  | 
-|  3  |  3.1\\  (3)  |Holzfeuchtigkeit gelegentlich ​über ​20 %  |Holz nicht unter Dach, der Bewitterung ausgesetzt, ohne ständigen ​Erd- und/oder Wasserkontakt;​ rasche Wasserableitung sowie eine gute Belüftung ​und somit eine rasche ​Rücktrocknung ​sichergestellt ​ |  Ja  |  Ja  |  Nein  | +|  3  |  3.1\\  (3)  |Holzfeuchtigkeit gelegentlich ​über 20 %  |Holz nicht unter Dach, der Bewitterung ausgesetzt, ohne ständigen ​Erd- und/oder Wasserkontakt;​ rasche Wasserableitung sowie eine gute Belüftung ​und somit eine rasche ​Rücktrocknung ​sichergestellt ​ |  Ja  |  Ja  |  Nein  | 
-|  :::  |  3.2\\  (3/4)  |Holzfeuchtigkeit ​häufig über ​20 %; keine langfristige/​ständige ​Durchfeuchtung ​ |Holz nicht unter Dach, der Bewitterung ausgesetzt, ohne ständigen ​Erd- und/oder Wasserkontakt;​ rasche Wasserableitung bzw. eine rasche ​Rücktrocknung, z. B. konstruktionsbedingt nicht sichergestellt ​ |  Ja  |  Ja  |  Nein  | +|  :::  |  3.2\\  (3/4)  |Holzfeuchtigkeit ​häufig über 20 %; keine langfristige/​ständige ​Durchfeuchtung ​ |Holz nicht unter Dach, der Bewitterung ausgesetzt, ohne ständigen ​Erd- und/oder Wasserkontakt;​ rasche Wasserableitung bzw. eine rasche ​Rücktrocknung, z. B. konstruktionsbedingt nicht sichergestellt ​ |  Ja  |  Ja  |  Nein  | 
-|  4\\  (4/5)  ||Holzfeuchtigkeit vorwiegend bis ständig über ​20 %  |Holz in ständigem ​Erd- und/ oder Wasserkontakt ​ |  Ja  |  Ja  |  Ja  | +|  4\\  (4/5)  ||Holzfeuchtigkeit vorwiegend bis ständig über 20 %  |Holz in ständigem ​Erd- und/ oder Wasserkontakt ​ |  Ja  |  Ja  |  Ja  | 
-|<​sup>​1)</​sup>​ Bei Einhaltung besonderer baulicher Maßnahmen ​gemäß ​ON B 3802-2 (2015) [(:​ref:​ihbv_on_b_3802_2_2015)] ​dürfen ​Holzbauteile,​ die einer höheren ​Gebrauchsklasse zuzuordnen ​wären, in eine niedrigere Gebrauchsklasse eingestuft werden.\\ ​ <​sup>​2)</​sup> ​holzzerstörende ​Pilze (ausgenommen ​Moderfäulepilze) und holzverfärbende ​Pilze\\ ​ <​sup>​3)</​sup>​ Gebrauchsklassen in Klammer entsprechen in etwa den Gebrauchsklassen ​gemäß ​ON EN 335 (2013) [(:​ref:​ihbv_on_en_335_2013)] ​  ​|||||||+|<​sup>​1)</​sup>​ Bei Einhaltung besonderer baulicher Maßnahmen ​gemäß ​ON B 3802-2 (2015) [(:​ref:​ihbv_on_b_3802_2_2015)] ​dürfen ​Holzbauteile,​ die einer höheren ​Gebrauchsklasse zuzuordnen ​wären, in eine niedrigere Gebrauchsklasse eingestuft werden.\\ ​ <​sup>​2)</​sup> ​holzzerstörende ​Pilze (ausgenommen ​Moderfäulepilze) und holzverfärbende ​Pilze\\ ​ <​sup>​3)</​sup>​ Gebrauchsklassen in Klammer entsprechen in etwa den Gebrauchsklassen ​gemäß ​ON EN 335 (2013) [(:​ref:​ihbv_on_en_335_2013)] ​  ​|||||||
 </​table>​ </​table>​
  
-Eine Verknüpfung ​von Nutzungs- und Gebrauchsklassen ist nur bedingt ​möglich. In der ON EN 335 (2013) [(:​ref:​ihbv_on_en_335_2013)] findet sich aber eine Orientierungshilfe,​ welche ​für die drei Nutzungsklassen die am wahrscheinlichsten entsprechenden Gebrauchsklassen angibt. Neben diesen Zuordnungen findet sich in Tab. {{ref>​tab_nutzungsklassen_gebrauchsklassen_zuordnung}} eine sinngemäße ​Interpretation ​für die Gebrauchsklassen ​gemäß ​ON B 3802-1 (2015) [(:​ref:​ihbv_on_b_3802_1_2015)].+Eine Verknüpfung ​von Nutzungs- und Gebrauchsklassen ist nur bedingt ​möglich. In der ON EN 335 (2013) [(:​ref:​ihbv_on_en_335_2013)] findet sich aber eine Orientierungshilfe,​ welche ​für die drei Nutzungsklassen die am wahrscheinlichsten entsprechenden Gebrauchsklassen angibt. Neben diesen Zuordnungen findet sich in Tab. {{ref>​tab_nutzungsklassen_gebrauchsklassen_zuordnung}} eine sinngemäße ​Interpretation ​für die Gebrauchsklassen ​gemäß ​ON B 3802-1 (2015) [(:​ref:​ihbv_on_b_3802_1_2015)].
  
 <table tab_nutzungsklassen_gebrauchsklassen_zuordnung>​ <table tab_nutzungsklassen_gebrauchsklassen_zuordnung>​
-<​caption>​Nutzungsklassen und deren möglichst ​entsprechende Gebrauchsklassen ​gemäß ​ON EN 335 (2013) [(:​ref:​ihbv_on_en_335_2013)] bzw. ON B 3802-1 (2015) [(:​ref:​ihbv_on_b_3802_1_2015)] - überarbeitet</​caption>​ +<​caption>​Nutzungsklassen und deren möglichst ​entsprechende Gebrauchsklassen ​gemäß ​ON EN 335 (2013) [(:​ref:​ihbv_on_en_335_2013)] bzw. ON B 3802-1 (2015) [(:​ref:​ihbv_on_b_3802_1_2015)] - überarbeitet</​caption>​ 
-^  Nutzungsklasse ​gemäß ​ON EN 1995-1-1:​2015 ​ ^  ​Näherungsweise ​entsprechende Gebrauchsklasse ​gemäß ​ON EN 335:​2013 ​ ^  ​Näherungsweise ​entsprechende Gebrauchsklasse ​gemäß ​ON EN 3802-1:​2015 ​ ^+^  Nutzungsklasse ​gemäß ​ON EN 1995-1-1:​2015 ​ ^  ​Näherungsweise ​entsprechende Gebrauchsklasse ​gemäß ​ON EN 335:​2013 ​ ^  ​Näherungsweise ​entsprechende Gebrauchsklasse ​gemäß ​ON EN 3802-1:​2015 ​ ^
 |  Nutzungsklasse 1  |  Gebrauchsklasse 1  |  Gebrauchsklasse 0  | |  Nutzungsklasse 1  |  Gebrauchsklasse 1  |  Gebrauchsklasse 0  |
 |  Nutzungsklasse 2  |  Gebrauchsklasse 1\\  Gebrauchsklasse 2  |  Gebrauchsklasse 1\\  Gebrauchsklasse 2  | |  Nutzungsklasse 2  |  Gebrauchsklasse 1\\  Gebrauchsklasse 2  |  Gebrauchsklasse 1\\  Gebrauchsklasse 2  |
-|  Nutzungsklasse 3  |  Gebrauchsklasse 2\\  Gebrauchsklasse 3 oder höher ​ ​| ​ Gebrauchsklasse 2\\  Gebrauchsklasse 3\\  Gebrauchsklasse 4  |+|  Nutzungsklasse 3  |  Gebrauchsklasse 2\\  Gebrauchsklasse 3 oder höher ​ ​| ​ Gebrauchsklasse 2\\  Gebrauchsklasse 3\\  Gebrauchsklasse 4  |
 </​table>​ </​table>​
  
 ===== Holzschutzmaßnahmen ===== ===== Holzschutzmaßnahmen =====
  
-Die Schutzmaßnahmen ​für Holz und Holzwerkstoffe lassen sich in drei Kategorien unterteilen:​+Die Schutzmaßnahmen ​für Holz und Holzwerkstoffe lassen sich in drei Kategorien unterteilen:​
   - den baulichen,   - den baulichen,
   - den physikalischen und   - den physikalischen und
   - den chemischen Holzschutz.   - den chemischen Holzschutz.
  
-Im Folgenden finden sich grundlegende Informationen ​für alle drei möglichen ​Holzschutzmaßnahmen.+Im Folgenden finden sich grundlegende Informationen ​für alle drei möglichen ​Holzschutzmaßnahmen.
  
 ==== baulicher (konstruktiver) Holzschutz ==== ==== baulicher (konstruktiver) Holzschutz ====
  
-Gemäß ​ON B 3802-2 (2015) [(:​ref:​ihbv_on_b_3802_2_2015)] sind bauliche Holzschutzmaßnahmen (...) konstruktive,​ bauphysikalische und organisatorische Vorkehrungen,​ die der Erhaltung der Gebrauchstauglichkeit ​für die geplante Nutzungsdauer von Holzbauteilen dienen (...).+Gemäß ​ON B 3802-2 (2015) [(:​ref:​ihbv_on_b_3802_2_2015)] sind bauliche Holzschutzmaßnahmen (...) konstruktive,​ bauphysikalische und organisatorische Vorkehrungen,​ die der Erhaltung der Gebrauchstauglichkeit ​für die geplante Nutzungsdauer von Holzbauteilen dienen (...).
  
-Der bauliche Holzschutz umfasst somit Grundregeln und Maßnahmen ​für ein richtiges Planen und Konstruieren von Holzbauten, um die Lebensdauer der Tragwerksteile bzw. des gesamten Bauwerks – unabhängig ​von etwaig eingesetzten physikalischen oder chemischen Holzschutzmaßnahmen – zu maximieren.+Der bauliche Holzschutz umfasst somit Grundregeln und Maßnahmen ​für ein richtiges Planen und Konstruieren von Holzbauten, um die Lebensdauer der Tragwerksteile bzw. des gesamten Bauwerks – unabhängig ​von etwaig eingesetzten physikalischen oder chemischen Holzschutzmaßnahmen – zu maximieren.
  
-Zum baulichen Holzschutz ​gehört ​beispielsweise:​+Zum baulichen Holzschutz ​gehört ​beispielsweise:​
  
-  * Die richtige Holzauswahl ​bezüglich ​der natürlichen ​Dauerhaftigkeit;​ vergl. ON B 3802-1 (2015) [(:​ref:​ihbv_on_b_3802_1_2015)] bzw. ON EN 350 (2017) [(:​ref:​ihbv_on_en_350_2017)] +  * Die richtige Holzauswahl ​bezüglich ​der natürlichen ​Dauerhaftigkeit;​ vergl. ON B 3802-1 (2015) [(:​ref:​ihbv_on_b_3802_1_2015)] bzw. ON EN 350 (2017) [(:​ref:​ihbv_on_en_350_2017)] 
-  * die Abdeckung exponierter ​Flächen ​(Verblechungen,​ Verschalungen,​ etc.) +  * die Abdeckung exponierter ​Flächen ​(Verblechungen,​ Verschalungen,​ etc.) 
-  * der Schutz vor Spritzwasser (ausreichende ​Sockelhöhen)+  * der Schutz vor Spritzwasser (ausreichende ​Sockelhöhen)
   * der Schutz vor Kondenswasser (Bauphysik)   * der Schutz vor Kondenswasser (Bauphysik)
-  * die Vermeidung von Verletzungen der Holzoberfläche.+  * die Vermeidung von Verletzungen der Holzoberfläche.
  
-Überdies ​ist das Holztragwerk ​während ​und nach der Montage in jedem Fall vor Regen und Schnee zu schützen. Dazu gehört ​beispielsweise die Errichtung eines Notdaches sowie die zügige ​Schließung der Dach- und Außenwandflächen ​nach der Montage. Um eine dauerhaft ​erhöhte ​Holzfeuchte von über ​20 % zu vermeiden, ist eine etwaig auftretende (baustellenbedingte) Rohbaufeuchte durch regelmäßiges Lüften ​aus dem Bauwerk zu entfernen; vergl. ON B 3802-2 (2015) [(:​ref:​ihbv_on_b_3802_2_2015)].+Überdies ​ist das Holztragwerk ​während ​und nach der Montage in jedem Fall vor Regen und Schnee zu schützen. Dazu gehört ​beispielsweise die Errichtung eines Notdaches sowie die zügige ​Schließung der Dach- und Außenwandflächen ​nach der Montage. Um eine dauerhaft ​erhöhte ​Holzfeuchte von über 20 % zu vermeiden, ist eine etwaig auftretende (baustellenbedingte) Rohbaufeuchte durch regelmäßiges Lüften ​aus dem Bauwerk zu entfernen; vergl. ON B 3802-2 (2015) [(:​ref:​ihbv_on_b_3802_2_2015)].
  
-==== physikalischer Holzschutz (Oberflächenschutz, Anstriche) ====+==== physikalischer Holzschutz (Oberflächenschutz, Anstriche) ====
  
-Anstriche (z. B. Lasuren, Lacke) sollen der Verminderung der Feuchteaufnahme dienen, UV-Strahlen und Mikroorganismen abhalten und gegebenenfalls auch dekorative Wirkung besitzen. Solche ​Oberflächenbehandlungen ​enthalten in der Regel jedoch keine bioziden Wirkstoffe zum Schutz vor pflanzlichen und tierischen ​Schädlingenschützen ​das Holz also lediglich physikalisch und sind somit klar vom chemischen Holzschutz zu trennen; vergl. ​Grüll ​(2006) [(:​ref:​ihbv_Gruell_2006)] und Pfabigan (2006) [(:​ref:​ihbv_Pfabigan_2006)].+Anstriche (z. B. Lasuren, Lacke) sollen der Verminderung der Feuchteaufnahme dienen, UV-Strahlen und Mikroorganismen abhalten und gegebenenfalls auch dekorative Wirkung besitzen. Solche ​Oberflächenbehandlungen ​enthalten in der Regel jedoch keine bioziden Wirkstoffe zum Schutz vor pflanzlichen und tierischen ​Schädlingenschützen ​das Holz also lediglich physikalisch und sind somit klar vom chemischen Holzschutz zu trennen; vergl. ​Grüll ​(2006) [(:​ref:​ihbv_Gruell_2006)] und Pfabigan (2006) [(:​ref:​ihbv_Pfabigan_2006)].
  
 ==== chemischer Holzschutz ==== ==== chemischer Holzschutz ====
  
-Chemische Holzschutzmittel sind Wirkstoffe oder wirkstoffhaltige Zubereitungen,​ welche dazu bestimmt sind, einen Befall von Holz oder Holzwerkstoffen durch holzzerstörende ​Organismen (Pilz- und/oder Insektenbefall) zu verhindern (vorbeugende chemische Schutzmaßnahmen) oder einen solchen Befall zu bekämpfen. Vor der Verwendung von Holzschutzmitteln bzw. von chemisch ​geschütztem ​Holz sollten jedoch alle Möglichkeiten ​des baulichen Holzschutzes ​ausgeschöpft ​werden; vergl. Pfabigan (2006) [(:​ref:​ihbv_Pfabigan_2006)].+Chemische Holzschutzmittel sind Wirkstoffe oder wirkstoffhaltige Zubereitungen,​ welche dazu bestimmt sind, einen Befall von Holz oder Holzwerkstoffen durch holzzerstörende ​Organismen (Pilz- und/oder Insektenbefall) zu verhindern (vorbeugende chemische Schutzmaßnahmen) oder einen solchen Befall zu bekämpfen. Vor der Verwendung von Holzschutzmitteln bzw. von chemisch ​geschütztem ​Holz sollten jedoch alle Möglichkeiten ​des baulichen Holzschutzes ​ausgeschöpft ​werden; vergl. Pfabigan (2006) [(:​ref:​ihbv_Pfabigan_2006)].
  
-Die Art der Ein- oder Aufbringung der chemischen Holzschutzmittel erfolgt in Abhängigkeit ​des verwendeten Holzschutzmittels,​ sowie der Art und des Verwendungszwecks der zu behandelnden ​Hölzer ​(Gebrauchsklasse).+Die Art der Ein- oder Aufbringung der chemischen Holzschutzmittel erfolgt in Abhängigkeit ​des verwendeten Holzschutzmittels,​ sowie der Art und des Verwendungszwecks der zu behandelnden ​Hölzer ​(Gebrauchsklasse).
  
 Im Wesentlichen stehen die folgenden Verfahren zur Auswahl; vergl. ON B 3802-3 (2015) [(:​ref:​ihbv_on_b_3802_3_2015)]:​ Im Wesentlichen stehen die folgenden Verfahren zur Auswahl; vergl. ON B 3802-3 (2015) [(:​ref:​ihbv_on_b_3802_3_2015)]:​
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   * Kesseldruckverfahren   * Kesseldruckverfahren
  
-Hinweise ​bezüglich Bekämpfungs- und Sanierungsmaßnahmen gegen bestehenden Pilz- und/oder Insekten- befall finden sich in ON B 3802-4 (2015) [(:​ref:​ihbv_on_b_3802_4_2015)],​ werden hier jedoch nicht näher ​behandelt. Es sei lediglich darauf hingewiesen,​ dass vor Inangriffnahme entsprechender Instandsetzungsarbeiten eine besonders fachkundigen Person hinzuzuziehen ist.+Hinweise ​bezüglich Bekämpfungs- und Sanierungsmaßnahmen gegen bestehenden Pilz- und/oder Insekten- befall finden sich in ON B 3802-4 (2015) [(:​ref:​ihbv_on_b_3802_4_2015)],​ werden hier jedoch nicht näher ​behandelt. Es sei lediglich darauf hingewiesen,​ dass vor Inangriffnahme entsprechender Instandsetzungsarbeiten eine besonders fachkundigen Person hinzuzuziehen ist.